Metadata: [Teil 3 = Quinta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quinta, [Schülerband])

Goethe. 
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Zum Bühl ist's noch trocken und wenige Schritt'; 
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit!" 
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust, 
Die Flicken wühlen, die Fläche saust. 
15. Sie setzt die Mutter auf sichres Land; 
Schön Suschen gleich wieder §ur Flut gewandt. 
„Wohin? wohin? Die Breite schwoll; 
Des Wassers ist hüben und drüben voll. 
Verwegen ins Tiefe willst du hinein?" — 
20. „Sie sollen und müssen gerettet sein!" 
Der Damm verschwindet, die Welle braust, 
Eine Meereswoge, sie schwankt und saust. 
Schön Suschen schreitet gewöhntet: Steg, 
Umströmt mich, gleitet sie nicht vonr Weg, 
25. Erreicht den Bühl und die Nachbarin; 
Doch der und den Kindern kein Gewinn! 
Der Damm verschwattd, ein Meer erbraust's, 
Den kleinen Hügel im Kreis umsaust's. 
Da gähnet und wirbelt der schäumende SchltUtd 
30. Und zieht die Frau mit den Kindern zu Grund; 
Das Horn der Ziege faßt das ein'; 
So solltet: sie alle verloren sein! 
Schön Suschen steht noch strack und gut; 
Wer rettet das junge, das edelste Blut? 
35. Schön Suschen steht noch wie ein Stern; 
Doch alle Werber finb alle fern. 
Rings um sie her ist Wasserbahn, 
Kein Schifflein schwitinnet zu ihr heran. 
Noch einmal blickt sie zum Hiunnel hinauf, 
40. Da nehttten die schmeichelnden Flicken sie auf. 
Keill Damm, kein Feld! Nur hier und dort 
Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort. 
Bedeckt ist alles mit Wasserschwall; 
Doch Suschens Bild schwebt überall. — 
45. Das Wasser sinkt, das Land erscheirck, 
Ulid überall tvird schön Suschen beweint. — 
Und dem sei, wer's nicht singt und sagt, 
Im Leben und Tod nicht ruichgefragt!
	        
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