Full text: Lehrstoff der mittlern und obern Klassen (Teil 2)

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für den überseeischen Handel in Händen, jenes für den Orient, dieses 
für Amerika. 
Nicht lange nach der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien 
(1498) blühte der portugiesische Handel in unzähligen 
Häfen vom Cap der guten Hoffnung bis Canton. Den 
Mittelpunkt bildete Malakka, das Hauptstapelplatz für die weiten 
Handelsregionen wurde. Die uralten Karawanenstraßen nach dem 
Kaspischen, dem Schwarzen und Mittelländischen Meer verödeten, 
und sie gerieten ganz in Verfall, als Portugal die Insel Ormus in 
Besitz nahm und durch Verträge mit den arabischen und persischen 
Fürsten den ganzen Verkehr Westasiens dorthin lenkte: Lissabon 
und Cadiz traten an die Stelle von Venedig und Genua; 
die süddeutschen Städte, deren Blüte auf der Handels- 
Verbindung mit Italien beruhte, gerieten in Verfall. 
Da die Portugiesen es verschmähten, die Waren nach den enro- 
päischen Märkten zu bringen, so entstand ein lebhafter Zwischen- 
Handel von Lissabon, dem einzigen Stapelplatz, nach den einzelnen 
Ländern Europas. Dabei traten besonders die Niederlande in den 
Vordergrund, die als spanische Provinz auch den Handel mit den 
amerikanischen Waren x) in Händen hatten und den Verkehr mit Eng- 
land, Skandinavien und Dänemark vermittelten, sowie die Handels- 
Verbindungen im Mittelmeer (Kairo, Alexandrien, Sues) unterhielten. 
Antwerpen war fast ein Jahrhundert der Knotenpunkt und Hauptmarkt 
des Welthandels (Blüte der Rheinstädte). 
Als die Niederlande während ihres Befreiungskampfes vom Handel 
mit Spanien und Portugal ausgeschlossen wurden (1580), suchten sie 
eine direkte Verbindung mit dein Orient. Sie eroberten Java, die 
Moluffen und Ceylon (Besiedelnng des Caplandes) und knüpften 
Handelsverbindungen mit China, Japan, Persien und Arabien an; 
auch an der W,-Küste Afrikas trieben sie Handel, an verschiedenen 
Stellen Amerikas faßten sie festen Fuß und beherrschten zugleich mit 
dem Ostseehandel einen beträchtlichen Teil des außereuropäischen (1602 
holläudisch-ostiudische Kompagnie, 1621 niederländisch-westindische Ge- 
sellschaft). 
Allmählich erhob sich indessen auch England. — Schon Elisabeth 
legte den Grund zu der Haudelseutwickeluug des Landes (Ostindische 
') Die Bedeutung des amerikauischeu Handels trat vor dem ostindischen zunächst 
ganz in den Hintergrund. Erst im Lause der Jahrhunderte bekam der Verkehr 
mit Amerika seine Bedeutung.
	        
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