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H. Hör', Fritz, ich wollte, es meldete sich Niemand! — F. DaS
ist nicht wahrscheinlich; eher glaube ich, daß die Nachfrage nach
dem Verlorenen unserer Anzeige zuvorkommen wird.
H. Aber .... könnten wir denn nicht . . . .? — F. Nun
was denn?
H. Stillschweigen und thun, als ob wir nichts gefunden hät¬
ten? denn Keiner hat uns doch ... — F. (ihn unterbrechend)»
Wir sollten also Diebe werden, meinst du? Denn das würden
wir, wenn wir wissentlich und absichtlich fremdes Eigenthum be¬
hielten. Nein, Hans! Wenn du ein so schlechter Junge bist, so
mag ich nichts mehr mit dir zu thun haben.
H. (erschrocken). Diebe? Nein! Wenn du das meinst . . . ♦ !
Aber es ist doch verdrießlich .... ich hatte mich schon so ge¬
freut . . . .! — F. Wir wollen uns darüber freuen, daß der Rei¬
sende sein Geld wieder erhalten wird. Vielleicht war es ein armer
Bote, der jetzt in der größten Angst ist und sich nur damit tröstet,
daß es ein Ehrlicher gefunden habe.
H. Es ist wahr, Friß! Meine Gedanken waren auf einem bö¬
sen Wege.... es soll künftig nicht wieder so kommen (reicht
ihm die Hand). — F. Ehrlich währt am längsten, sagt der Vater
immer, und mein Herz sagt mir, daß er Recht hat.
75. Der reisende Jüngling
Tin Jüngling, welcher viel von einer Stadt gehört,
Wo reicher Segen wohnen sollte,
Entschloß sich, daß er da sich niederlassen wollte.
Dort, sprach er oft, sei dir dein Glück beschert! —
Er trat die Reise an, und sah schon mit Vergnügen
Die liebe Stadt auf einem Berge liegen.
Gottlob, fing unser Jüngling an,
Daß ich die Stadt schon sehen kann!
Allein der Berg ist steil. O, wär' er schon erstiegen —
Ein ftuchtbar Thal stieß an des Berges Fuß,
Die große Menge schöner Früchte
Kam unserm Jüngling zu Gesichte.
O, dacht' er, weil ich doch ehr lange steigen muß,
So will ich, meinen Durst zu füllen,
Den Reisesack mit solchen Früchten füllen.
Er aß und fand die Frucht vortrefflich von Geschmack,
Und füllte seinen Reisesack.
Er stieg den Berg hinan, und fiel den Augenblick
Beladen in das Thal zurück.
„D Freund!" — so rief es von den Höhen —
„Der Weg zu uns ist nicht so leicht zu gehe« —
Der Berg ist steil, und mühsam jeder Schritt,
Und du nimmst dir noch eine Bürde mit?