Die Bewegung der Erde.
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Kairo, der Hauptstadt von Aegypten, welche 300 nördlich vom Slequator
liegt, der längste Tag 14 Stunden lang; in Wien (4875° nördlicher Br.) 15
Stunden 53 Minuten; in Berlin (52^2^ nördlicher Br.) 16 Stunden 6 Minuten;
in Stockholm in Schweden (59 " nördlicher Br.) I8V2 Stunden, ^ommt
man bis zum Polarkreise (66V20), so hat man im Hochsommer lerne Nacht,
sondern die Sonne beginnt, anstatt im Norden unterzugehen, um Mitternacht
wieder am Himmel emporzusteigen; zur Zeit der Winter-Sonnenwende geht sie
dagegen gär nicht auf. Auf der Insel Spitzbergen, welche zwischen dem 78. uud
8O.0 nördlicher Br. liegt, hat man im Sommer 130—140 Tage lang Tag, und
iin Winter ebenso lange Nacht. Am Nordpol endlich muß es uothwendig im
Jahre 6 Monate lang Tag und 6 Monate lang Nacht sein. — In den Ländern,
welche südlich vom Aequator liegen, nehmen die Tage auf dieselbe Weise zu und
ab; wenn wir aber auf der nördlichen Halbkugel die längsten Tage haben, so
haben die Bewohner der südlichen Halbkugel die kürzesten und umgekehrt.
Je weiter man von uns aus gegen den Aequator nach Süden kommt, desto
höher scheint die Sonne zur Mittagszeit zu stehen; unter dem Aequator steht
sie zwei Tage lang im Jahre ganz genau über dem Scheitel.
4) Die 4 Jahreszeiten. Die Erde dreht sich nicht blos um ihre Achse,
sondern sie bewegt sich auch in einem Jahre oder in 365 Tagen, 5 Stunden,
43 Minuten uud 48 Sekunden um die Sonne. Hierdurch erhalten wir die
verschiedenen Längen der Tage und 4 Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst
und Winter. Sobald die Sonne ungefähr am 21. März in den Tag- und
Nachtgleiche-Punkt tritt, so beginnt auf der nördlichen Halbkugel der Frühling
und aus der südlichen der Herbst. Erreicht die Sonne darauf ungefähr am 21.
Juni den Wendekreis des Krebses (nördlich vom Aequator), so beginnt auf der
nördlichen Halbkugel der Sommer und auf der südlichen der Winter. Steht
darauf die Sonne wieder bei ihrem Rückgange ungefähr am 21. September
in dem Tag- und Nachtgleiche-Punkt, so fängt auf der nördlichen Halb-
kugel der Herbst und auf der südlichen der Frühling an. Erreicht endlich
die Sonne ungefähr am 21. Dezember den Wendekreis des Steinbocks (südlich
vom Aequator), so beginnt auf der nördlichen Halbkugel der Winter und auf
der südlichen der Sommer. — Wenn die Erdachse senkrecht auf der Erdbahn
stände, so würde überall während des ganzen Jahres Tag und Nacht gleich
lang sein und es gäbe dann keinen Wechsel der Jahreszeiten. Es ist jedoch die
Erdachse unter einem Winkel von 661/2° gegen die Erdbahn geneigt und zeigt
beständig mit dem Nordpol gegen den Polarstern. Je höher die Sonne am
Himmel steht, um so mehr nähern sich ihre Strahlen beim Auffallen auf die
Obeifläche der Erde der senkrechten Richtung, und um so mehr Wärme verur-
fachen sie; daher die Hitze des Sommers. Im Winter dagegen steigt die
Sonne viel weniger hoch empor als im Sommer, ihre Strahlen fallen mehr
und mehr in schiefer Richtung auf und bringen in dem gleichen Maße weniger
Wärme hervor.
_ 5) Der Thierkreis. An der Erde selbst und allem, was auf ihr ist, so
weit man schauen kann, läßt sich ihre Bewegung nicht absehen, sondern man
muß nach etwas schauen, das stehen bleibt, und das sind eben die Sonne und
dle Sterne, z. B. der sogenannte Thierkreis. Denn zwöls große Gestirne,
welche man die zwölf himmlischen Zeichen nennt, stehen am Himmel und in
einem hohen Kreise um die Erde herum. Sie heißen: Widder, Stier,
Zwillinge (Frühlingszeichen), Krebs, Löwe, Jungfrau (Sommerzeichen),
^.*Dn' Schütz (Herbstzeichen), Steinbock, Wassermann,
Mische (Winterzeichen). Dies ist der Thierkreis. Er steht aber noch viel höher
am Himmel, als die Sonne und sie steht von hier aus betrachtet, immer zwischen
den zwei Strichen die seinen Rand bezeichnen und in einem Zeichen des Thier-
imses. Obgleich die Sonne, herabwärts desselben steht, so meint man doch
wegen der sehr großen Entfernung, sie befinde sich in dem Zeichen selbst. Wenn
>le aber heute in dem Zeichen des Steinbocks steht, so stebt sie nach 30 Tagen
nicht mehr im Zeichen des Steinbocks, sondern im nächsten und je nach 30
-^agen immer m dem nächstfolgenden, und daran erkennt man, daß die Erde
m ihrem Kreislaufe unterdessen vorwärts gegangen sei. Theilweise nach Tutschek.