60 Ueberficht von Europa. — DaS Kaiserthum Rußland.
nördlicher liegt; denn die Seeluft mäßigt das Klima. Ebenso ist in Kopenhagen
der Wmter nicht strenger als in Berlin. Am wärmsten ist der Küstenstrick von
Gibraltar bis Süditalien. In Norditalien, Dalmatien und an der untern
Donau ist das Klima sehr milde.
Produkte. In Südeuropa gedeihen Pfirsiche, Zitronen, Oliven, Zuckerrohr,
Datteln, Baumwolle, Reis und immer grüne Eichen. Im mittleren Europa
gedeihen Wein, Obst, unsere Waldbänme und Getreidearten. Im Norden wächst
nur noch die Kiefer und Birke, Moos, Preißelbeeren und Farrnkraut. Hier
finden sich viele Pelzthiere; das Rennthier wird als Hausthier gehalten, und die
Bevölkerung lebt großenteils von Fischsang und Jagd.
Die Bewohner sind: 1) Romanen, zu welchen die Portugiesen, Spanier,
Franzosen und Italiener gehören. 2) Zum germanischen Stamm zählt
man die Deutschen, Schweizer, Holländer, Dänen, Schweden, Norweger und
Engländer. 3) Der slavische Stamm umfaßt die Russen und Polen (in
Rußland), Ezechen, Mähren, Slowaken Südslaven (in Oesterreich). 4) Zu
den Mongolen gehören die Finnen, Lappen und Türken.
I. Osteuropa.
73. Das Kaiserthum Rußland.
21 734 000 qkm; 86 Mill. Einw.
Grenzen. Größe. Das nördliche Eismeer im N., das Uralgebirge und
der Uralfluß im O.; das kaspische Meer, der Kaukasus, das schwarze Meer und
die Türkei im S.; die Moldau, Galizien, Posen, die Provinz Preußen und
die Ostsee im Westen. — Das europäische und asiatische Rußland enthält */6
der festen Erdoberfläche. Das europäische Rußland hat allein 5 544 000 qkm
und 70 Mill. Einw.
Klima, Boden und Produkte. Die Klimata des kalten Nordens und
warmen Südens bilden bedeutende Gegensätze. Am gesundesten ist das Klima
in der Mitte des Reiches. In den Gegenden des Don, Dniepr und den
Küstenländern des _ kaspischen Meeres
herrschen oft verschiedene Fieber. Am
Kaukasus sind die plötzlichen Ueber-
gänge von der Wärme zur Kälte der
Gesundheit nachtheilig. Die Hitze in
Südrußland ist häufig sehr drückend,
denn das Thermometer steigt oft bis
auf 30 °ß. im Schatten. Von der
Halbinsel Kanin bis zum Ural giebt
es im Norden große baumlose Moos-
und Flechtensteppen, welche Tundra
genannt werden. In dieser nördlichen
Region leben die Bewohner meist von
der Rennthierzucht, Jagd auf Pelz-
thiere und Fischerei. In Archangel
dauern die langen Sommertage von
IV2 Uhr morgens bis 10 Uhr abends,
die langen Winternächte von 2 Uhr
nachmittags bis 10 Uhr morgens.
Der Glanz der Gestirne und Nordlichter
erhellt aber die Winternächte. Hier
bleibt der Boden immer gefroren; nur die obere Schicht thaut im Sommer
auf und bringt Gras und Zwergholz. Weiter nach Süden etwa vom pa¬
rallelkreise ab bis zum uralisch-baltischen Landrücken liegt die arktische Tief-
ebene, welche unendliche Nadelwälder hat. — In den Niederungen der Oltiee-
Provinzen giebt es sehr fruchtbare Landstriche. Im Süden liegt die caspljck-
pontische Steppe, in welcher baumloses Weideland vorherrschend ijt. ,jn
Kosaktnkopf.