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49. Tobias Witt.
that er noch weniger; immer guckt' er finster in sich hinein. Wie meint Er
nun wohl, Herr Till, daß die Leute den hießen?"
„Wie? — Einen tiefsinnigen Kopf."
„Ja, es hat sich wohl! Einen Narren! — Hui! dacht' ich da bei mir
selbst — denn der Titel stand mir nicht an — wie der Herr Veit muß man's
nicht machen. Das ist nicht fein. In sich selbst hineinsehen, das taugt nicht;
sieh du den Leuten dreist ins Gesicht! Oder gar mit sich selbst sprechen,
pfui! Sprich du lieber mit andern! — Nun, was dünkt Ihn, Herr Till?
Hatt' ich da recht?"
„Ei jawohl! Allerdings!"
„Aber ich weiß nicht. So ganz doch wohl nicht. Denn da lief noch
ein andrer herum, das war der Tanzmeister, Herr Flink. Der guckte aller
Welt ins Gesicht und plauderte mit allem, was nur ein Ohr hatte, die
Reihe herum. Und den, Herr Till — wie meint Er wohl, daß die Leute
den wieder hießen?"
„Einen lustigen Kopf?" —
„Beinahe! Sie hießen ihn auch einen Narren. — Hui, dacht' ich da
wieder, das ist doch drollig! Wie mußt du's denn machen, um klug zu
heißen? Weder ganz wie der Herr Veit, noch ganz wie der Herr Flink.
Erst siehst du den Leuten hübsch dreist ins Gesicht wie der eine, und dann
siehst du .hübsch bedächtig in dich hinein wie der andre. Erst sprichst du laut
mit den Leuten wie der Herr Flink, und dann insgeheim mit dir selbst wie
der Herr Veit. Sieht Er, Herr Till. So hab ich's gemacht, und das ist
das ganze Geheimnis."
Ein andermal besuchte ihn ein junger Kaufmann, Herr Flau, der gar
sehr über sein Unglück klagte. „Ei was!" fing der alte Witt an und
schüttelte ihn, „Er muß das Glück nur suchen, Herr Flau, Er muß darnach
aus sein."
„Das bin ich ja lange, aber was hilft's? Immer kommt ein Streich
über den andern! Künftig leg' ich die Hände lieber gar in den Schoß und
bleibe zu Hause."
„Ach nicht doch! nicht doch, Herr Flau! Gehn muß Er immer darnach,
aber sich nur hübsch in acht nehmen, wie Er's Gesicht trägt."
„Was? Wie ich's Gesicht trage?"
„Ja, Herr Flau! wie Er's Gesicht trägt. Ich will's Ihm erklären. —
Als da mein Nachbar zur Linken sein Haus baute, so lag einst die ganze
Straße voll Balken und Steine und Sparren, und da kam unser Bürger¬
meister gegangen, Herr Trick, damals noch ein blutjunger Ratsherr, der
rannte mit von sich geworfnen Armen ins Gelag hinein und hielt den Nacken
so steif, daß die Nase mit den Wolken so ziemlich gleich war. Plump! lag
er da, brach ein Bein und hinkt noch heutiges Tages davon. Was will ich
nun damit sagen, lieber Herr Flau?"
„Ei, die alte Lehre! Du sollst die Nase nicht allzuhoch tragen."
„Ja, sieht Er? Aber auch nicht allzu niedrig. — Denn nicht lange
darnach kam noch ein anderer gegangen, das war der Stadtpoet, Herr Schall;
der mußte entweder Verse oder Haussorgen im Kopfe haben, denn er schlich
ganz trübsinnig einher und guckte in den Erdboden, als ob er hineinsinken