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unfern Vorschriften und amtlichen Bestimmungen sein sollte und
vorausgesetzt wird; daß wir also jeden Schüler möglichst nach seiner
Einart, nach seinen Neigungen, Anlagen und Fähigkeiten zu be-
schäftigen suchen und zu beschäftigen verstehen, um seine Eigen-
werte zu erhöhen und seine besonderen Verknüpfungen mit der
Heimat zu festigen und zu mehren — alles, um im Hinblick
auf die Pflege der Heimatliebe unsere schönste Aufgabe und unser
höchstes Ziel zu erreichen: nämlich die Lust und Liebe zur Be-
schästigung mit der Umgebung und ihren Fragen sich immer besser
und kräftiger entwickeln zu lassen!
Mehr als jede fertige Leistung gilt uns dann diese Freude an
der Beschäftigung mit der Heimat, weil wir wissen, daß nur
sie später im Leben das leisten und nachholen kann, was die Schule,
auch im besten Falle und unter den günstigsten Umständen, liegen
lassen muß, weil Zeit und Kraft nicht reichen.
Wer die Heimatliebe pflegen will, der muß diesen Weg des
schonenden, jeder Eigenart Rechnung tragenden, liebevollen und ein-
gehenden Arbeitsunterrichts gehen!
Durch einen solchen heimatkundlichen, bodenständigen Unterricht,
dem der Trieb zu eigener Beschäftigung das Wichtigste und Beste
ist, kann man Menschen bilden helfen, auf die man das Wort an-
wenden darf:
„Der ist in tiefster Seele treu,
der die Heimat liebt wie du!"
Ein solcher bodenständiger Arbeitsunterricht, der sich aus viel-
seitigstes Können stützt und einstellt, ist freilich eine Kunst, die nur
in Luft und Licht aufkommen, nur bei ausreichender Bewegungs-
freiheit der Lehrer und Schüler aufblühen kann.
Und eine solche bodenständige Unterrichtskunst und die durch
sie mögliche beste und fruchtbarste Pflege der Liebe zur Heimat
und zum Vaterlande möchte ich auf das allerwärmste und an-
gelegentlichste empfehlen!
Bodenständige Unterrichtskunst — das Ziel unsers Strebens!
Druck von Oswald Schmidt, Leipzig.