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Das Weltqebäude.
2. Abteilung. Das Weltgebäude.
1. Das Weltsystem des Kopernikus.
292] Beobachtungen über dem Gesichtskreise (Horizonte). Über
dem Gesichtskreise macht man folgende Beobachtungen:
1. An der Sonne. Ist die Sonne am Morgen im 0 aufgegangen,
so steigt sie am südlichen Himmel (scheinbar) höher; mittags 12 Uhr er-
reicht sie ihren höchsten und südlichsten Stand; von da an sinkt sie gegen
W, wo sie am Abend untergeht. Den Bogen, den die Sonne am Tage
über dem Gesichtskreise beschreibt, nennt man den Tagbogen; er ist
stets der Abschnitt eines Kreises. Den zum vollen Kreise fehlenden Ab-
schnitt bildet der Nachtbogen.
2. An den Sternen. Nack dem Untergange der Sonne wird das
Heer der Sterne sichtbar. Viele der Sterne gehen für unfern Gesichtskreis
im 0 auf und im W unter; eine Anzahl Sterne (z. B. der große Bär)
bewegen sich in großen Kreisen an dem für uns sichtbaren Teile des
Himmels, gehen also für uns nie unter.
3. Am Monde. Auch der Mond geht im 0 auf uud im W unter.
4. Die Zeiträume, in denen Sonne, Mond und Sterne ihren
(scheinbaren) Umlauf um die Erde vollenden, sind verschieden. Ein Stern
durchläuft feine Bahn in 23 St. 56 Min., die Sonne in 24 St., der
Mond in 24 St. 50 Min.
293] 2. Schlüsse aus diesen Beobachtungen. In alten Zeiten stellte
man sich vor, daß die Erde feststehe, und daß der ganze Sternenhimmel
mit der Sonne sich um die Erde drehe. Dagegen aber spricht: a) daß die
Sonne ein viel größerer Weltkörper ist, als die Erde (§ 297, 2), b) daß
die Erde ihr Licht erst von der Sonne empfängt. Deshalb lehrte der be-
rühmte Sternkundige Koperuikns (1- 1543) folgendes: 1) die Sonne ist
der Mittelpunkt einer Steruenwelt. 2) Alle zum Sonnensystem gehörigen
Sterne umkreisen die Sonne in mehr oder weniger langkreisförmigen (ellip-
tischen) Bahnen. 3) Auch die Erde läuft in einer Langkreisbahn um die
Sonne und zwar kommt sie altemal nach 365 Tagen 5 St. 48 Min.
46 Sek. wieder an denselben Ort ihrer Bahn. 4) Gleichzeitig dreht die
Erde sich um sich selbst, und zwar in der Richtung von W nach 0.
2. Der Sternenhimmel.
294] J. Die Arten der Sterne. Am Sternenhimmel unterscheidet man
zwei Arten von Sternen: solche, welche zu jeder Nachtstunde zwischen an-
deren Sternen zu stehen scheinen, als in der vorhergehenden Stunde; am
deutlichsten sieht man dies an dem hellleuchtenden Sterne, der zuweilen als
Morgenstern vor der Sonne auf- und zuweilen als Abendstern nach ihr
untergeht; solche Sterne nennt man Wandelsterne oder Planeten.
Von den Planeten unterscheidet man die Fixsterne, welche ihre Stellung
zu einander nie verändern.
295] 2. Die Fixsterne. 1. Von den Fixsternen, zu denen auch die
Sonne gehört, vermuten die Sternkundigen folgendes: 1) Alle Fixsterne
sind viel weiter von der Erde entfernt, als die Sonne und die Planeten;
so würde der Lichtstrahl, um von dem nächsten Fixsterne, dem prächtigen