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Von einem Pol zum andern denkt man sich 360 Halbkreise
gezogen, welche den Äquator quer durchschneiden. Da bie Erde
sich von W. nach O. um sich selbst dreht, so müssen innerhalb
24 Stunden alle 360 Halbkreise nacheinander von der Sonne be-
schienen werden. Da die aus demselben Halbkreise Wohnenden zu
gleicher Zeit Mittag haben, so heißen die Halbkreise auch Mittags-
linien oder Meridiane. Auf dem östlich von uns gelegenen Meri¬
diane wird die Mittagszeit aber 4 Minuten eher eintreten, denn
12
auf 180° bringt es 12 Stunden, also auf 1° = '/15 Stunde;
loU
daher kommt das Vor- uud Nachgehen der Uhren in den östlich und
westlich von uns gelegenen Orten. Um die hierdurch im Berkebrsleben
entstehende Verwirrung zu vermeiden, hat man sich in Mitteleuropa,
nämlich in Skandinavien, Dänemark, Deutschland, Österreich, Italien
und der Schweiz, über eine gleiche Zeitberechnung, die sog. mittel-
europäische Zeit, geeinigt und zwar in der Weise, daß alle
Uhren sich nach der auf dem 15° Meridiane beobachteten Zeit
richten. Da Braunschweig 4Y2° westlich vom 15. Grade liegt, so muß
der Unterschied zwischen der wahren und der mitteleuropäischen Zeit
18 Minuten betragen, d. h. also: wenn es nach der letzteren 12 Uhr
schlägt, dann ist die Ortszeit erst 18 Minuten vor 12.
2. Die Erde bewegt sich nicht nur um sich selbst, sondern anch
um die Sonne und zwar in einer länglich runden Bahn. Die
Umlaufszeit betrügt fast 365 Tage und 6 Stunden. Das Jahr
wird zu 365 Tagen berechnet. Indem man alle 4 Jahre die
weiteren 6 Stunden als einen Schalttag dem Februar zufügt,
entsteht das sog. Schaltjahr mit 29 Tagen im Februar. Die
durch vier teilbaren Jahreszahlen mit Ausnahme der Jahre 1700,
1800, 1900, 2100 usw. bilden Schaltjahre.
3. Die Stellung der Erde zu ihrer Bahn. Wenn
die Erdachse zu ihrer eigenen Bahn senkrecht stände, dann würde
die Sonne das ganze Jahr hindurch über dem Äquator senkrecht
stehen, und es gäbe weder einen Wechsel in der Länge der Tage
und Nächte, noch im Klima eines Ortes. Da nun aber im Laufe
des Jahres, abgesehen von der heißen Zone, regelmäßig die Tage
zu- und abnehmen und die Jahreszeiten aufeinanderfolgen, so kann
die Erdachse nicht einen rechten, sondern nur einen spitzen Winkel
mit ihrer Bahn bilden, sie muß zu ihr geneigt schräg stehen.
Die Folge davon ist, daß die Erdachse, welche im Weltall stets
dieselbe Richtung zu dem Polarsterne beibehält, im Laufe des Jahres
zur Soune eine wechselnde Stellung einnimmt. Am 21. Dezember
ist der Nordpol der Erde von der Sonne ab-, der Südpol ihr zu-
gewandt; folglich steht die Sonne über dem Wendekreis des Stein-
Kocks senkrecht und bei uns sehr schräg, so daß der Winter beginnt.