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Zusammenfassen, was die Erdkruste erzählt!
Noch später haben sich die kolossalen Massen im Bereiche des
Meeres abgelagert, die wir das Rotliegende und den Pläner nennen.
Doch während diese beträchtlichen Schichtenmassen ablagern, ruhen
die unterirdischen Kräfte nicht; es bricht die feurige Masse hervor in
den Porphyrbergen bei Tharandt und Hänichen und in dem Syenit bei
Plauen. Nun schlägt die Geburtsstunde des Plaueuscheu Grundes, des
steilwandigen, mehrfach gewundeneu Spaltes, der den Eingang zu dem
Döhlener Talkessel bildet. Im Erdinnern tobt, tost und donnert es;
furchtbar bebt die Erde, der Syenitpanzer hebt und senkt sich wie die
tiefatmende Brust eines Riefen, aber leistet Widerstand. Die ungeheure
Spannung der Gase und Dämpfe treibt und drückt flüssige Basaltmassen
empor. Der Syenitpanzer zerspringt, Dämpfe brechen durch, und aus
der gähnenden Tiefe quillt flüssiger Basalt, füllt die Spalte und drängt
die darüberliegenden Plänerschichten auseinander und bringt sie in schiefe
Stellung. Die Bruchteile erhalten nach links und rechts bedeutende
Neigung. Vom kühlen Syenit wird der dickflüssige Basalt schnell zur Er-
starrung gebracht. Die alte Feste ist wieder geschlossen. Der Feind
sammelt seine letzten Kräfte und wiederholt den Sturmangriff, aber die
Feste bleibt geschlossen. Durch Aushauchung der hochgespannten Dämpfe
ist hier seine Kraft gebrochen. Da zieht er hier ohnmächtig sich zurück, um
in anderen Gegenden, wo er weniger Widerstand findet, hervorzubrechen.
Bei Tharandt türmt er den Landberg auf und bei Kreischa den Wilisch.
Heute — Jahrtausende nach der gewaltigen Kraftäußerung — sehen wir
ihn erstarrt in der Nähe des Plauenscheu Bahnhofes. Diese grünliche
Basaltmasse im steilen Syenitfelsen nennen wir Melaphyr. Hätte nur
das Meer an der festen Erdrinde gebaut, fo würden die Schichten der
Erdkugel ganz regelmäßig liegen, wie die Häute einer Zwiebel. Da
aber das unterirdische Feuer hinzukommt, so sind die Häute gequetscht
und geknickt, so daß die älteren Gesteine oft über die jüngeren zu
liegen kommen. Was erzählt uns alfo die Heimat zum Schlüsse?
So haben also Feuer und Waffer mit ihrer gefteinsbildenden
Tätigkeit wiederholt an meinem Aufbau gearbeitet.
Ganz allmählich weicht nun das Meerwasser zurück. Felseninseln
tauchen aus dem Meere auf, und der entstandene Spalt bildet eine
natürliche Rinne, durch welche alle Gewäffer der höher gelegenen
Gegenden einen bequemen Abfluß finden. Die wild einherbrauseudeu
Fluten bringen mächtige Geröllmassen, Kies- und Lehmschichten mit,
die wir in Dresden am Bergkeller so schön liegen sehen. Viele auf-
gefundene Zähne und Knochen beweisen, daß das zu einer Zeit war,
wo schon ähnliche Tiere lebten, wie sie unsere jetzige Tierwelt aufweist.
Nachdem wir einen geologischen Längsschnitt unserer Heimaterde
betrachtet und gezeichnet (Va), der uns die Lagerungsverhältnisse der
Formationen zur klaren Anschauung gebracht, versuchen wir noch einen
geologischen Querschnitt zu entwerfen und zu zeichnen. Wir denken
uns die mehr oder minder dünne Oberflächenschicht weggenommen, so
daß überall der Grund bloßgelegt ist. Welche Gesteine sehen wir dann