Full text: Heimatkunde im achten Schuljahre

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Wir werden also jetzt darüber nachzudenken haben, wie das möglich 
ist, daß ein fester Stein sich in eine erdige Masse auflösen kann. 
Beginnen wir unsere Beobachtungen gleich an den festesten Gesteins- 
massen. Welche sind es? Worin stimmen sie überein? Wo hatten 
wir Gelegenheit die Veränderungen an einem solchen gemengten Minerale 
zu beobachten? Bleiben wir einmal im Geiste einen Sommertag an 
der Heidenschanze bei Coschütz. Wir fühlen den Syenitfelsen an, wenn 
stundenlang die Sonnenstrahlen rechtwinklig auf ihn eingewirkt haben. 
Jetzt kommt em gewaltiger Gewitterguß. Nach kurzer Zeit saugt die 
Sonne gleichsam die Feuchtigkeit wieder heraus. Welche Folgen muß 
dieser Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit haben? Der Syenit 
besteht aus verschiedenen Gesteinsmassen. Machen wir einmal einen 
Versuch mit verschiedenen Steinen, die wir der gleichen Sonnenwärme 
aussetzen, so werden wir beobachten, daß sie sich verschieden warm an- 
fühlen. Welches sind aber die Folgen der ungleichen Erwärmung? 
(ungleiche Ausdehnung). Was wird aber geschehen, wenn die ver- 
schiedenen Bestandteile der gemengten Steine verschieden stark aus- 
gedehnt werden? Denken wir uns nun den Stein mit Rissen und 
Sprüngen dem Winterwetter ausgesetzt. Was wird geschehen, wenn 
Wasser in die Spalten eindringt und dort gefriert? (Denkt an die 
Gesetze, die ihr in der Wärmelehre gelernt habt!) Wie der Frost Erd- 
schollen auseinandertreibt, habt ihr oft schon beobachtet. Ebensowenig kann 
auch das feste Gestein dem Zersprengen durch die Kraft des gefrierenden 
Wassers widerstehen. Wie sich das Gestein verändert, sahen wir ganz 
deutlich — wie? Das frische Aussehen an der Oberfläche war ver- 
loren gegangen; kleine Brocken hatten sich gelöst und lagen oben auf. 
Die Leute nennen das Gest ein sgrus. Welcher Gemeugteil hatte be- 
sonders gelitten? Das, was aus dem Feldspat entsteht, wird als Ton- 
erde bezeichnet. Und welches waren die Ursachen dieser Veränderungen? 
Wie nennen wir aber diesen Wechsel von Nässe und Trockenheit, Hitze 
und Kälte mit einem Worte? Mit welchem Namen bezeichnet man 
deshalb diese Veränderung? Bei der Verwitterung kommt aber ganz 
besonders noch der Einfluß der Luft in Betracht. Bekanntlich hat der 
Sauerstoff der Luft große Neigung, sich mit andern Stoffen zu ver- 
binden. Ich will euch nur au einen Versuch erinnern, wie wir Sauer- 
stoff gewannen durch Erwärmung des chlorsauren Kali. Dieser Eigen- 
schaft des Sauerstoffs gegenüber ist auch der feste Syenit zu schwach, 
Widerstand zu leisten. Der Sauerstoff zerstört den Zusammenhang 
seiner Gemengteile, daß er zerbröckeln muß. Luft füllt alle Hohlräume 
— sie ist das Belebende, ohne welches ein Wachstum unmöglich ist, sie 
ist aber auch das Zerstörende, durch welches alles in Verwesung über- 
geht. Die Luft im Boden ist auch reicher an Kohlensäure als die über 
dem Boden; darum ist auch ihre lösende Kraft größer. Sobald nun 
das Gestein Ritzen bekommt, die sich erweitern, so siedeln sich auch 
schon die zartesten Pflanzen darin an — welche werden es sein? Die 
durch den Pflanzenmoder entstehenden erdigen Teile vermischen sich mit 
dem Gesteinsgrus und so entsteht eine Bodenart, die als Ackererde
	        
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