Full text: Heimatkunde im achten Schuljahre

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Einige von euch sind einmal im „Mineralogischen Museum" gewesen. 
Was habt ihr da in bezug aus die Kohle beobachtet? Da waren Teile 
von Baumstämmen, ja sogar ein ganzer Baumstamm aus einem Kohlen- 
lager aufgestellt (Ie). 
Zu welcher Gewißheit muß nun die Vermutung werden, die wir 
zuerst aufstellten? Die Kohle ist pflanzlichen Ursprungs. Was hat 
uns also die Steinkohle bis jetzt erzählt? 
Ich habe meine Abstammung im Pflanzenreiche; denn ich gebe 
euch beim Verbrennen, wie das Holz, Licht und Wärme, entwickle 
Rauch und laffe Asche zurück; mitunter zeige ich noch deutlich das 
Holzgefüge und den zelligen Bau der Pflanze; bei chemischer Unter- 
suchung gebe ich dieselben Bestandteile wie das Holz; meine Unterlage 
gleicht dem von Wurzeln durchzogenen Erdboden, und in dem auf mir 
ruhenden Gesteine sind oft noch Abdrücke von Blättern zu sehen; ja 
sogar ganze Baumstämme hat man in meinem Lager gefunden. 
Ob wir nun über diese Pflanzenwelt etwas Genaueres erfahren 
können? Was für Pflanzen mögen es gewesen sein, die auf diesem 
Lehmgrunde wuchsen? Was ist uns an den Pflanzenabdrücken auf- 
gefallen? Mit welchen Pflanzen hat dieses fein zerteilte Laubwerk Ähn- 
lichkeit? Wo habt ihr solche Farnkräuter gesehen? Auf was für Boden 
gedeihen sie am besten? Wie groß werden sie aber nur? Ein anderer 
Abdruck gleicht einer Pflanze, die ihr zwischen den Kartoffelzeilen oft 
findet — die Leute nennen sie Scheuergras — warum wohl? Der 
naturgeschichtliche Name ist: Schachtelhalm. Was fiel euch an der Rinde 
der Baumstämme auf, die ihr im Museum gesehen habt? Sie war 
schuppenartig, mit Narben bedeckt, als hätte jemand mit einem Petschaft 
in die weiche Rindenmasse gedrückt — man hat sie darum auch Schuppen- 
und Siegelbäume genannt. Solche Bäume kommen heute nicht mehr 
auf der Erde vor; wir haben unter den heutigen Pflanzen nur ähnliche 
in sehr kleinem Maßstabe. Wie ein solcher Wald ausgesehen haben 
mag, kann ich euch auf einem Bilde zeigen. Wir nennen ein solches 
Bild: „Einen idealen Steinkohlenwald" — in Wirklichkeit hat ihn natür- 
lich niemand gesehen — der Maler hat sich denselben nur im Geiste 
vorgestellt nach diesen Pflanzenabdrücken und aufgefundenen Baum- 
stämmeu. Beschreibt diese Bilder! (Siehe Abdruck am Schlüsse.) 
I.Bild: Sumpflandschaft — Sumpfgewächse — Farne und Schachtel¬ 
halme, im Wasser stehend. (Das I. Bild genügt.) 
II. Bild: Bärlapparten — Siegel- und Schuppenbäume, nach der 
Rinde zu urteilen — im Wasser schwimmende Baumstämme — alle 
blütenlose Pflanzen. 
Was muß nun aber die Ursache von solch üppigem Pflanzenwnchse 
gewesen sein? Wenn ihr an die Urwälder Südamerikas oder an die 
Sumpfküsten Afrikas denkt, fo werdet ihr antworten: Eine viel größere 
Wärme, als wir sie jetzt haben, muß die Ursache gewesen sein. Später 
werdet ihr auch begreifen, daß in jener Urzeit das feuchte Erdreich auch 
von der innern Glut unserer Erde mehr erhitzt wurde. Was könnt 
ihr nach dem Bilde auf die Beschaffenheit der Luft schließen? Bewölkter,
	        
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