Full text: Grundriß der Erdkunde

Österreich-Ungarn. 
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S. senkt sich das Land zu dem Wasser- und baumlosen MarchfeldeZ, 
welches bis zur Donau zieht. Der Hauptabdachung folgt der größte Fluß, 
die March, welche am Glätzer Schneeberge entspringt und r. die Thaya 
aufnimmt. Da die Flußniederungen die fruchtbarsten Gegenden Mährens 
sind, so liegen hier die wichtigsten Städte: Olmütz (?), zur Deckung der 
Straße nach Schlesien befestigt, und die Landeshauptstadt Brünn, wo 
in zahlreichen Fabriken die im Lande gewonnene Wolle verarbeitet wird. 
114] 2. Das Alpeuland südlich der Donau begreift die Ostalpen mit 
ihren Verzweigungen (§ 60) und Teile der Mittelalpen (bes. die Ortler-, Ötz¬ 
taler, Nordtiroler und Algäuer Alpen). Sie sind zerschnitten durch 
wichtige Längs- und Quertäler (Inn mit Salzach, Traun, Enns, 
Leitha; Drau mit Mur, Save; Etsch). Deshalb konnte ein Netz 
von Alpenbahnen angelegt werden, die im Sommer Scharen von Fremden 
in die schöne Bergwelt führen. Im S.O. gehen die Ostalpen in den 
Karst über, eine zerklüftete, deshalb wasserarme, öde Hochfläche. Zwischen 
den Vorbergen der Alpen und dem Berglande von Böhmen senkt sich das 
Tal der Donau ein, stellenweis schluchtartig verengt, stellenweis zu frucht¬ 
baren Kesseln erweitert. Im obersten liegt Linz; stromabwärts folgt 
Wien, die Hauptstadt Österreichs, am Knotenpunkte der Straßen, welche 
aus Böhmen, aus Mähren und vom Adriatischen Meere her zur Donau 
ziehen. Von Wien führt eine wichtige Eisenbahnlinie nach S., über¬ 
schreitet den Semmeringpaß und geht über Graz (?) und Laibach nach 
Triest, der wichtigsten Hafenstadt Österreichs am Adriatischen Meere. 
115) Z. Das Aarpatenland umfaßt die Karpaten und ihre Abdachungen, 
a. Die Karpaten bilden einen im S.Ö. eingekrümmten Gebirgs- 
bogen von 1500 km Länge; sie erweitern sich an den Enden zu Gebirgs- 
ländern, sind in der Mitte verschmälert und bilden die Wasserscheide 
zwischen der Donau, der Weichsel und dem Dnjestr. Das Gebirge wird 
eingeteilt in: 1) Die Kleinen Karpaten zwischen der Donau und der 
Waag. — 2) Die Hochkarpaten; sie bestehen aus: a) den Beskiden, 
dem Ouellande der Weichsel, b) dem Tätragebirge, einem schroffen 
Gebirgskamme, der sich in der Gerlsdorfer Spitze zu 2700 m Höhe 
erhebt und von schluchtartigen Tälern durchzogen ist, in deren Kesseln 
sich häusig „Meeraugen" (Gebirgsseen mit dunkelgrünem Wasser) sinden: 
e) dem Ungarischen Erzgebirge. Hier sind durch den Bergbau auf 
Silber und Gold die Bergstädte Kremnitz und Schemnitz ausgeblüht; 
um die s. gegen die Mittagssonne gekehrten Vorberge aber ranken die 
Reben, welche die feurigen Ungarweine liefern (Tokayer). — 3) Die 
Waldkarpaten ziehen von der Tatra bis zur Quelle der Theiß, bilden 
breite, flache Rücken und sind überall dicht bewaldet. — 4) Die Süd¬ 
ostkarpaten schließen das bergige Hochland von Siebenbürgen^) 
ein. Die Bergränder desselben werden gegen W. von breiten Tälern 
durchbrochen, in denen die Körös skörösch) und die Maros smärosch) 
zur Theiß fließen, gegen S. nimmt die Aluta saluta) den Weg zur 
Donau durch den Roten-Turm-Paß, der den Verkehr zwischen Sieben¬ 
bürgen und Rumänien vermittelt. 
0 Das Marchfeld ist eins der großen Schlachlfelder Europas: hier unterlag 
1278 Ottokar von Böhmen; hier liegen Aspern und Wagram (1809). 
2) Nach den sieben Gerichtsstätten, in die das bergige Land eingeteilt war.
	        
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