Full text: Grundriß der Erdkunde

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Österreich-Ungarn. 
b. Das Ungarische Tiefland bildet den Boden des Karpatenkessels. 
In ihm unterscheidet man die Kleine ungarische Ebene zwischen den 
Vorbergen der Alpen und dem niederen, bewaldeten Höhenzuge des 
Bakony-Waldes (backonj —], und die Große ungarische Ebene ö. 
des Bakony-Waldes. Beide Ebenen sind wahrscheinlich die Böden aus¬ 
getrockneter Seen; der Neusiedler See und der Plattensee sind ver¬ 
mutlich die Reste der ehemaligen Wasserbedeckung. Der Hauptfluß des 
Ungarischen Tieflandes ist die Donau. Sie tritt bei Preß bürg in die 
Kleine ungarische Ebene ein, umfließt in mehreren Armen zwei aus ihren 
Anschwemmungen gebildete Flußinseln, die Große und die Kleine 
Schütt, den „goldenen Garten Ungarns", bildet bei Waitzen ein Knie, 
wendet sich nach S. und durchfließt die Große ungarische Ebene, in der 
sie zuletzt wieder ö. Richtung annimmt; l. fließt ihr zu die sischreiche 
Theiß aus den Karpaten, welche in dem weichen Boden unzählige 
Windungen macht und die Körös und Maros aufnimmt; von r. 
kommen die Alpenflüsse Drau und Save. Die Donau wird nun von 
Vorbergen der Karpaten im N., von den serbischen Bergen im S. ein¬ 
geengt, sie durchbricht diese Enge in der Felsenpforte des Eisernen 
Tores bei Orsova (örschowas und tritt in die Walachische Tiefebene. — 
Die Ebene w. der Donau ist meist fruchtbares Ackerland, und die hier 
gewonnenen Getreideernten fallen so reichlich aus, daß Ungarn eins der 
ersten Getreideländer der Erde ist. Im O. der Donau ist das Land 
baumlos, an den Flüssen versumpft, in den Zwischengebieten meist Weide¬ 
grund (die Pußten), aus dem sich hier und da die hohen Stangen der 
Ziehbrunnen erheben *). Hier ist Viehzucht der Hauptnahrungszweig; das 
Hornvieh, beaufsichtigt von berittenen, flinken Hirten, bleibt das ganze 
Jahr im Freien und wird im Winter von den Schneestürmen nicht selten 
verschneit. Hauptstadt ist Büda (deutsch: Ofens -Pest; Ofen liegt am r. 
hochgelegenen Donauufer, wurde daher befestigt, ist in den Türkenkriegen 
oft hart bedrängt und hat meist deutsche Bevölkerung; Ofen gegenüber 
in weiter Ebene liegt Pest, der Mittelpunkt des ungarischen Handels, 
daher „Ungarisch-Leipzig", mit ungarischer Bevölkerung (Bild 21). 
6. Das n. Vorland der Karpaten ist wichtig durch ein mächtiges 
Steinsalzlager, das in Wieliczka (wjelitschkas und Böchnia aus¬ 
gebeutet wird. 
116s Klima und Pflanzendecke. Die großen Unterschiede in der Boden¬ 
erhebung verursachen, daß der bergige W. mehr Regen empfängt als der 
mehr ebene O.; deshalb haben Ungarn und das Küstenland warme, trockene 
Sommer, die n. Bergländer gemäßigte, aber unbeständige, die Alpenländer 
häufig nasse Witterung. Hiernach gestaltet sich die Pflanzendecke. In Ungarn 
gedeiht der Mais, der Tabak und der Wein, in den Küstenländern am 
Adriatischen Meere reift sogar die Olive H; Böhmen und Mähren aber sind 
neben Ungarn die wichtigsten Getreideländer des Reiches. Die Pflanzendecke 
der Alpenländer wird besonders von Nadelwäldern und Bergwiesen gebildet. 
117s Bevölkerung. Die drei Hauptvölker Europas, Deutsche (12 Mill.), 
Romanen (4 Mill.) und Slawen (23 Mill., des. Tschechen in Böhmen, 
tz Bild 20. 2) Die fast pflaumengroße, blaugrüne Steinfrucht des Ölbaumes, 
aus deren Fruchtfleisch man das Olivenöl preßt.
	        
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