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etwas geändert hätte in der Krankheit, und sagte weiter nichts;
und der Vater kam fast keinen Augenblick von dem Bette der
Mutter weg, auch die folgende Nacht wachte er bei ihr.
III.
Dies war die Nacht, in welcher die Krankheit der guten
Mutter nachließ. Erst hatte sie einige Stunden in dem heftigsten
Schweiße gelegen, dann war sie eingeschlafen und schlief bis an
den Morgen. Die Kinder waren schon früh um ihr Bett ver¬
sammelt und warteten auf den Augenblick ihres Erwachens. Der
Vater hatte ihnen weiter nichts sagen können, als daß die Mutter
gut und ruhig geschlafen habe.
Die Mutter erwachte. „Wie ist dir, Mutter?“ fragten Vater
und Kinder zugleich. „Gottlob,“ antwortete die Mutter, „gottlob,
ich habe gut geschlafen; mir ist jetzt viel besser!“
Das war der erste fröhliche Tag nach so vielen traurigen.
Der Vater sah heiter aus; die Mutter sprach mehr; der Arzt sagte:
„Nun, denk' ich, soll alles gut gehen.“ Die Kinder sprachen schon
lauter miteinander, und die Totenstille, die in dem Hause bisher
gewesen war, hörte auf.
Mit jedem Tage wurde die Mutter sichtbar stärker und ver¬
gnügter. Wie sie zum erstenmal wieder aufstehen durfte, was
hatten da alle für eine Freude! Vater und Mutter und Kinder
schienen einander tausendmal lieber zu haben als vorher. -
Nun kam wieder Ordnung und Fröhlichkeit in das Haus, und die
Kinder saßen von jetzt an nicht mehr so stumm und traurig da
wie bisher. j. c. A. Löhr.
8. Heraus.
1. Guten Morgen, guten Morgen! aus dem Bett, aus
Ihr sollt nicht das Schönste verträumen; [dem Haus!
wie geht sich’s am Morgen so lustig da drauß'
im Feld unter Büschen und Bäumen!
2. Es wandelt die Sonne schon über das Land
im herrlichsten Strahlenkleide;
so schlüpft auch ihr ins reine Gewand
und ziehet wie sie in die Weite!
3. Es rufen die Vögel zum Fenster herein:
Guten Morgen, guten Morgen, ihr Kleinen!
Kommt schnell in das Freie, ihr fehlt noch allein,
wir andern sind längst auf den Beinen! Georg Lang.