Full text: Schulgeographie nach natürlichen Landschaftsgebieten

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fassungen und mannigfachen Widerspruch. Da schickte der Sohn Heinrichs 
des Jüngeren, Heinrich Posthumus, der seine Regierung unter anderem 
mit dem Gelübde angetreten hatte, sein Augenmerk auf die Aufrechthaltung 
einer der reinen Religion angemessenen Kirchenverfassung zu richten, im 
Jahre 1597 die Schrift durch seinen Hofprediger an die Universitäten 
Jena und Wittenberg, sowie nach Torgau an den Kursächsischen Hofprediger. 
Nachdem sie hier einer genauen Prüfung unterworfen, auch von Halle und 
anderen Orten für schriftgemäß erklärt worden war, wurde sie 1595 von 
den Superintendenten zu Gera, Greiz, Schleiz, Lobenstein und Kranichfeld 
und den 61 Pastoren dieser Herrschaften unterzeichnet und erlangte nun 
gesetzliche Geltung. 
Als Ergebnis des Streites wurde festgestellt, daß zwar die ursprüngliche 
Reinheit der menschlichen Natur, aber auch ihre nachherige gäuzliche 
Verderbtheit wieder anerkannt und damit die Gruudlehre der evangelischen 
Kirche von der Rechtfertigung des Menschen allein aus Gnaden und nicht 
durch die Werke aufs neue bestätigt wurde. 
Nach der Kirchengalerie. 
91. Schicksale -es Pfarrers Martin Bötzinger im 
Dreißigjährigen Kriege. 
Martin Bötzinger, Pfarrer zu Poppenhausen bei Heldburg in 
Franken, erzählt in der Beschreibung seines Lebens, die er uns hand¬ 
schriftlich hinterlassen hat, von seinen Erlebnissen während des Dreißig¬ 
jährigen Krieges u. a. folgendes: 
„Als man am Abend vor Michaelis 1632 die Kartaunen von 
Koburg hörte, als Losungsschnß, daß der Feind ankäme und jeder sich 
in acht nähme, zog ich nach Heldburg, wohin ich schon mein Weib und 
Kind geschickt hatte (Bötzingers Frau war die Tochter eines held¬ 
burgischen Bürgers und Ratsherrn). Die Stadt hielt ihre Wache, 
meinte nicht, daß es so übel ergehen würde. Der Bürgermeister und 
etliche des Rats entflohen, mein Schwiegervater war Verwalter über 
Pulver, Blei und Lunten, daß er der Wache austeilte, was sie bedurfte, 
er mußte wohl in der Stadt bleiben. Ich hatte Lust, mit Weib und 
Kindern aus der Stadt zu ziehen, er aber wollte mich nicht, viel weniger 
seine Tochter aus der Stadt lassen, hieß uns zu Haus bleiben. Er 
hatte einen ziemlichen Beutel mit Thalern gefüllt, damit gedachte er sich 
im Unfall loszumachen. Aber es war der Mittag am Fest Michaelis 
noch nicht recht heran, da erschienen vierzehn Reiter; man meinte, es 
wären Herzog Bernhards Völker, aber es war sehr weit gefehlet. Diese
	        
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