Sechstes Schuljahr. 153
19. Der wandernde Musikant.
Von Eichendorff.
1. Durch Feld und Buchenhallen 4. O Lust, vom Berg zu schauen
Bald singend, bald fröhlich still, Weit über Wald und Strom,
Recht lustig sei vor allen, Hoch über sich den blauen
Wer's Reisen wählen will. Tiefklaren Himmelsdom!
2. Wenn's kaum im Osten glühte, 5. Vom Berge Vöglein fliegen
Die Welt noch still und weit, Und Wolken so geschwind;
Da weht recht durchs Gemüte Gedanken überfliegen
Die schöne Blütenzeit. Die Vögel und den Wind.
3. Die Lerch' als Morgenbote 6. Die Wolken ziehn hernieder,
Sich in die Lüfte schwingt, Das Vöglein senkt sich gleich;
Eine frische Reisenote! Gedanken gehn und Lieder
Durch Wald und Herz erklingt. Fort bis ins Himmelreich.
20. Das Mädchen aus der Fremde.
Von Schiller.
In einem Thal bei armen Hirtken
Erschien mit jedem jungen Jahr,
Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
Ein Mädchen, schön und wunderbar.
Sie war nicht in dem Thal geboren
Man wußte nicht, woher sie kam,
Und schnell war ihre Spur verloren
Sobald das Mädchen Abschied nahm.
Beseligend war ihre Nähe,
Und alle Herzen wurden weit;
Doch eine Würde, eine Höhe
Entfernte die Vertraulichkeit.
4. Sie brachte Blumen mit und Früchte,
Gereift auf einer andern Flur,
1) Note st. Ton, Lied; so sagt man Noten st. Musikstück. —
2) eine Allegorie, im Musenalmanach von 1797 zuerst erschienen; die
Poesie ist gemeint, vielleicht auch die schöne Kunst überhaupt. — 3) un—
reiner Reim, wie in d. 4. Str. Früchte: Lichte.