Full text: Vaterländische Erdkunde für Volks-, Bürger- und Mittelschulen

112 Das Deutsche Reich. 
die Rindviehzucht, in Holstein, Mecklenburg und Ostpreußen die Pferde- 
zucht, in Pommern, Mecklenburg und Schlesien die Schafzucht. Große 
Bedeutung hat auch die Schweinezucht, der man sich namentlich in 
letzter Zeit zuwendet. Deutschland hat in Europa nächst Rußland den 
größten Pferdebestand (4x/4 Mill.) und Rindviehbestand (20 Mill.); in 
der Schweinezucht behauptet es den ersten Platz. 
c) Der Bergbau liefert einen großen Reichtum an nützlichen Mine- 
ralien. Umfangreiche Steinkohlenlager finden sich an der Ruhr und 
in Oberfchlefieu, ferner an der Saar und bei Aachen, im Königreich 
Sachsen und bei Waldenburg in Schlesien. Auch Braunkohlen und 
Tors besitzt Deutschland in großen Mengen; das ansehnlichste Braun¬ 
kohlenlager ist irrt Saalegebiet. Das Eisen, welches unter den Boden- 
schätzen neben der Kohle die größte Bedeutung hat, kommt meist mit 
dieser zusammen oder doch in ihrer Nähe vor. Das meiste Eisen erzeugt 
Lothringen, dann das Rheinische Schiefergebirge und Oberschlesien. Zink 
wird besonders in Oberschlesien gefunden. Nach seiner Kohlengewinnung 
ist Deutschland das dritte, nach seiner Roheisengewinnnng das zweite und 
in bezug auf die gewonnene Zinkmenge gar das erste Land der Erde. 
Ferner werden beträchtliche Mengen Silber, Blei, Kupfer und vor 
allem Salz gewonnen; die für die Landwirtschaft fo wichtigen Kali- 
oder Abraumsalze werden nur in Deutschland gefunden. Berühmt ist 
auch der Tafelschiefer des Frankenwaldes und des Rheinischen Schiefer- 
gebirges sowie der Solnhofer Lithographiestein. 
5. Gewerbtätigkeit und Handel. 
a) In den letzten Jahrzehnten hat die deutsche Gewerbtätigkeit einen 
riesigen Aufschwung genommen. Deutschland ist einer der ersten In- 
dustriestaateu der Erde. Es versorgt nicht nur die einheimische Bevölke- 
ruug, sondern bringt auch noch einen großen Teil der verfertigten Waren 
zur Ausfuhr. Einer der ältesten und wichtigsten Industriezweige ist die 
Weberei. Die Leinenweberei ist hauptsächlich in Gebirgsgegenden 
zu Hause. Wollengewebe werden besonders im Königreich Sachsen, in 
der Niederlausitz und bei Aachen hergestellt. In der Bau mW oll- 
industrie (Chemnitz, Zwickau, Elberseld-Barmen, M.-Gladbach, Mül¬ 
hausen i. E. und Augsburg) wird Deutschland nnr von England, in der 
Seidenindustrie, deren Mittelpunkt Krefeld ist, nur von Frankreich 
übertrosfen. In den chemischen Fabrikaten ist es das erste Land der 
Welt, ebenfalls in der Papier-, der Rübenzucker- und der Spiel- 
Warenindustrie. 
Einen hohen Stand nimmt endlich die deutsche Eisenindustrie 
ein. Die Kanonen der Kruppschen Gußstahlfabrik in Essen stehen nner- 
reicht da; auch die Solinger Klingen haben Weltruf. Wie der Maschinen- 
bau in manchen Großstädten, so hat auch der deutsche Schiffbau in den 
Hafenstädten neuerdings einen großartigen Fortschritt zu verzeichnen. 
b) Mit dem steigenden Gewerbsleiße hat der deutsche Handel gleicheu 
Schritt gehalten. Der Binnenhandel wird erleichtert durch ein weit-
	        
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