34 Die Norddeutsche Tiefebene.
errichtet sind, führt der Weg weiter auf den herrlichen Königsplatz. An diesen: liegt
das großartige Reichstagsgebäude.
Berlin ist ferner Deutschlands bedeutendste Industriestadt. Es gibt wohl kein
Gewerbe, das dort nicht vertreten wäre. Namentlich ragt es durch seine Maschinen-
fabriken, durch die Herstellung elektrischer Anlagen und die Verfertigung von Be-
Kleidungsstücken hervor. Mehr als x/3 der Bevölkerung ist gewerblich beschäftigt. —
Wie die Gewerbtätigkeit so blüht auch der Handel, der durch die günstige Lage Berlins
und die mannigfachen Verkehrsmittel unterstützt wird. Zwölf Eisenbahnlinien, die in
allen Richtungen die Stadt durchziehen, setzen Berlin mit allen Teilen unseres Vater-
landes und mit den Nachbarländern in Verbindung. Die Zahl der Frachtschiffe, die
auf den verschiedenen Wasserwegen nach Berlin kommen, beträgt jährlich niehr als
30000. Dem Personenverkehr in der Stadt dienen außer Tausenden von Droschken,
Omnibussen und Automobilen zahlreiche elektrische Straßenbahnen: die Ringbahn, die
Stadtbahn und die Hoch- und Untergrundbahn.
Berlin ist endlich der Hauptsitz der deutschen Wissenschaft. Es hat die größte
und besuchteste deutsche Universität. Ferner besitzt es eine technische und laudwirtschast-
liche Hochschule, eiue Bergakademie und eine Akademie der Künste sowie zahlreiche
wertvolle Bibliotheken und Museen.
Auch die gewerbreicheu Bororte Berlins sind in kurzer Zeit zu volkreichen Städten
angewachsen, z. B. Charlottenburg (240), nur durch den Tiergarten von Berlin ge-
trennt, mit dem Mausoleum, wo Kaiser Wilhelm I. neben seinen Eltern ruht;
Schöneberg (140), Ripdorf (150). Gegenüber der Spreemündung liegt die starke
Festung Spandau (70), die im Falle eines Krieges Berlin gegen Angriffe von Westen
schützen soll. Ferner liegen an der Havel: in reizender Umgebung von Seen und
bewaldeten Hügeln Potsdam (61), in dessen Nähe die preußischen Könige mehrere
Schlösser errichtet haben (Sanssouci), Brandenburg (51), das alte Brennabor, mit
Wollwebereien und Korbwarenfabriken, sowie Rathenow (23), berühmt durch die
Herstellung von Brillen, Ferngläsern uud andern optischen Instrumenten. Bei Frank-
furt a. O. (64) überschreitet die Eisenbahn Berlin-Posen die Oder, Eberswalde (25)
in der „Märkischen Schweiz" hat eine Forstakademie. Im Süden sind Lnckenivalde,
Kottbns (47) und andere Städte der Niederlansitz durch ihre Tuchfabriken bekannt.
Die bekanntesten Schlachtorte der Landschaft sind Fehrbellin (1675), Zorn-
dorf (1758), Kunersdorf (1759), Großbeeren (1813).
Die Bewohner des Märkischen Tieflandes, die Brandenburger, sind
stämmige und ausdauernde Lente. In den Kriegen haben ihre Regi
menter gezeigt, daß sie der Kernprovinz des preußischen Staates ent-
stammen.
Des Märkische Tiefland gehört ganz der Provinz Branden¬
burg an.
b) Das Tiefland der Warthe.
1. Bodengestaltunq.
Das Tiefland östlich der Oder wird in der Mitte von der Warthe
durchflössen, die rechts die Netze nnd links die Obra aufnimmt. Es
bildet ein fast ganz ebenes Flachland, das sich nach Nordwesten ein
wenig senkt. In dieser Richtung fließen anch die Warthe und ihre Zu-
flüsse. Die Bodenerhebungen, die in der Landschaft vorkommen, sind nur
unbedeutend. Im Süden breitet sich zwischen der Oder und der Warthe
der Polnische Landrücken ans, ein niedriges Hügelland, das sich von
dem Schleichen Landrücken abzweigt. In der Gegend von Posen liegt
die sog. Posener Platte, in welcher der Annaberg über 300 m empor¬
steigt. Nach Osten geht sie in die Kujawische Seenplatte über.