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waldes (bis zu 30 T. cbm täglich), die ihm von dem 12 km weit entfernten Hinkel-
steiner Rauschen, von der Leitung hinter dem Forsthaus und dem Waldbezirk Gold-
stein zugeführt werdeu. Die gesamte Wassermenge, die ans diese Weise erzeugt
wird, beträgt rund 42 T. cbm. Rechnen mir 320 T. Einwohner, so kommen ans
den Kopf pro. Tag 131 I. — Eine so großartige Einrichtung ist von außerordent-
lichem Wert für die Gesundheit der Bewohner. Verunreinigungen, wie sie bei
den alten Ziehbrunnen uud Pumpen unvermeidlich waren, fallen weg. Die Ab¬
wässer der Behausung kommen mit dem Wasser nicht mehr in Berührung, Krank-
heitsstoffe können den Leitungsröhren nicht zugeführt werden. Außer deu ge¬
nannten Trmkwasserleituugen besitzt Frankfurt noch eine von diesen getrennte
Mainwasserleitung, die täglich über 4000 cbm Wasser liefert und zum Begießen
der Straßen, Anlagen, Gärten :c. und für technische Zwecke verwendet wird. —
Von besonderem Interesse ist die Entmässernng der Stadt. Schon 1863
wurde auf Anregung des um die Stadt hochverdienten Geheimrates Dr. G. Varreu-
trapp ein Plan hierfür entworfen Diesem lag der Gedanke zugrunde, die Schmutz-
wasser und Abfallstoffe für die Gesundheit unschädlich zu machen uud möglichst
schnell aus der Behausung zu entfernen. Zu diesem Zwecke wurde ein gewaltiges
Netz vou gemauerten, unterirdischen Kanälen, die eine Höhe bis zu 2 rn haben und
Siele genannt werden, angelegt. Da die Schmutzstoffe durch ihre eigene Schwere
fortgeschwemmt werden sollten, mußten die Siele ein starkes Gefälle haben. Für
die hochgelegenen Stadtteile war dies leicht zu bewerkstelligen. Schwerer war es für
die tiefer gelegenen Teile der Stadt. Um diese zu entwässern, baute man den Main
entlang große Kanüle, die sich allmählich senkten. Auf diefe Weise schuf man ein
künstliches Gefälle. Der Querschnitt eines Siels hat eine Eiform. Diese Form, die
oben breit ist, nach unten aber enger wird, erleichtert das Hinwegfluten der Ab-
wässer. Sämtliche Siele der Stadt münden in einige Hauptsiele, die an beiden
Ufern des Maines entlang laufen und die ganzen Abwässer in ein großes Klärbecken
am linken Mainufer bei Niederrad führen. Dieses große, überwölbte Becken hat den
Zweck, die Schmutzstoffe allmählich zum Sinken zu bringen (Sinkstoffe). Man
hat deshalb das Becken in viele kleine Räume eingeteilt. In ihnen setzen sich
die Sinkstoffe zu Bodeu, während aus den Sielen Schmutzwasser beständig zuläuft.
Die geklärten, d. h. vom Schmutz besreiteu Abwässer, leitet mau in ein großes Aus-
mündnngssiel zum Main. Die mit Sinkstoffen gefüllten einzelnen Abteilungen
des Klärbeckens setzt man alsdann außer Betrieb, indem man kein Abwasser
(Schmutzwasser) mehr zufließen läßt. Das noch im Becken stehende Wasser läßt
man in den Fluß strömen und pumpt die Sinkstoffe durch eine Schlammpumpe auf
besondere, hierzu hergerichtete Felder (Rieselfelder», woselbst uoch weiteres Wasser
verdunstet. Tritt Hochwasser ein, so werden die gesamten Abwässer durch einen
Auslaß sofort zum Flusse geführt, ohne erst das Klärbecken durchlausen zu
haben. Die üblen Gerüche und die schädlichen Dünste, die sich oft in den Sielen
des Kanalnetzes ansammeln, werden an verschiedenen Stellen des Stadtgebietes
durch lange eiserne Röhren in das Freie geführt. Man hat zn diesen? Zwecke
einige Warteu (Galluswarte und Bockenheimer Warte) benutzt. Unsere Kanali¬
sation ist für die Stadt vou großem Segen (Abnahme der Typhnsfterblichkeit und
Straßenüberfchwemmnngen). —
Von wesentlicher Bedeutung für Gesundheit und Wohl der Bürger sind ferner
die östlich von der Obermainbrücke gelegenen Schlacht- und Viehhossanlagen, die
musterhasten Einrichtungen des Städtischen Schwimmbades, die Volksbäder,