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Eine Strecke unterhalb Torgau empfängt die Elbe auf dem 
rechten Ufer die Schwarze Elster. Dieselbe entspringt auf den 
Vorbergen des Lausitzer Gebirges, fließt zuerst durch das 
Königreich Sachsen, auch ein Stückchen durch die Provinz Schlesien 
und tritt dann unweit Mückenberg in den Regierungs-Bezirk 
Merseburg ein. Hier fließt sie noch an den Städten Elsterweröa, 
Liebenwerda, Herzberg und Schweinitz vorbei und mündet dem 
Dorfe Wartenburg gegenüber in die Elbe. Dort schlug der preu- 
ßische General Jork am 3. Oktober 1813 die Franzosen. 
Bis zur Mündung der Schwarzen Elster behält die Elbe 
auch im Reg.-Bez. Merseburg die nordwestl. Richtung bei. Von 
da an aber wird sie durch den Fläming ganz nach Westen ge- 
drängt. Der Fläming ist ein niedriger Höhenzug, der bald in 
größerer, bald in geringerer Entfernung vom rechten User der 
Schwarzen Elster und Elbe aus der Grenze des Regierungs-Bezirks 
Merseburg und der Provinz Brandenburg hinzieht und seine nord- 
westlichen Ausläufer durch das Herzogtum Anhalt bis in den 
Reg.-Bez. Magdeburg vorschiebt. 
Bei Wittenberg tritt der Fläming sehr nahe an die Elbe 
heran. Wittenberg hat über 16000 Einwohner. Bis zum Jahre 
1815 gehörte die Stadt (wie fast der ganze Reg.-Bez. Merseburg) 
zum Königreich Sachsen. Dies Land ist aber erst seit 1806 ein 
Königreich. Vorher war es ein Kurfürstentum. Der hervorragendste 
unter den Kurfürsten von Sachsen ist Friedrich der Weise. Der 
gründete 1502 in Wittenberg eine Universität. 
Universitäten oder Hochschulen sind die obersten Unterrichts- 
austalten. Wer erhält auf ihnen seine Vorbildung? — Die Lehrer an der 
Hochschule heißen Professoren, ihre Zuhörer Studenten. 
Im Jahre 1508 wurde Doktor Martin Luther als Pro- 
fessor an die Wittenberger Universität berufen. Bald wurde er 
auch Prediger an der dortigen Schloßkirche. Am 31. Oktober 1517 
schlug er an die Thüren derselben jene berühmten 95 Sätze, in 
denen er den Ablaßhandel angriff. Damit begann er das große Werk 
der Kirchenverbesserung oder Reformation. Gefördert aber hat er 
es bis zu seinem Tode, vor allem dadurch, daß er die Bibel ins Deutsche über- 
setzte. Auch einen großen und kleinen Katechismus hat Luther geschrieben; und 
damit das deutsche Volk zu Haus und in der Kirche auch iu deutscher Sprache 
zu seinem Herrgott singen und beten könne, hat er viele herrliche Lieder gedichtet, 
wie z. B. „Aus tiefer Not ruf ich zu dir" und „Ein' feste Burg ist unser Gott". 
In der Schloßkirche zu Wittenberg liegen Luther, sein Freund 
und treuer Mitarbeiter Philipp Melau chthon und sein hoher 
Beschützer Friedrich der Weise begraben. Aus dem Markte der 
Stadt steht ein schönes, bei der 300 jährigen Jubelfeier der Refor- 
mation errichtetes Denkmal Luthers. Es trägt die Inschrift: 
„Ist's Gottes Werk, so wird's bestehn, 
Ist's Menschenwerk, wird's Untergehn".
	        
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