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in ihr Schloß. Da kann er ihre Herrlichkeiten bewundern, kostbare goldene
und diamantene Geschmeide, schöne Säle mit Wänden und Kronleuchtern
vom reinsten Krystall; und reich beschenkt entläßt ihn die gütige Prinzessin.
„Ich bin die Prinzessin Ilse
Und wohne im Jlsenstein;
Komm mit nach meinem Schlosse,
Wir wollen selig sein."
Bei Jlsenburg (mit großartigem, besonders durch feinen
Kunstguß berühmten Eisenwerke) tritt die Ilse aus dem Gebirge
herans. Ihre Hauptrichtung ist nördlich. Zum weitaus größten
Teile gehört sie unserer Provinz an. Nur eine ganz kurze Strecke
fließt sie durch das Herzogtum Braunschweig Hier mündet sie
auch in die Ocker, welche aus dem hannöoerschen Teile des Harzes
entspringt, im Herzogtum Braunschweig an der Hauptstadt Braun-
schweig vorbeikommt und in der Provinz Hannover in die
Aller fließt.
Auf dem Brockenfelde entspringt die Vöde.
„Bevor von ihren Bergen
Sie fröhlich herunterklimmt,
Und von den Nixen und Zwergen
Den letzten Abschied nimmt,
Muß sie sich krümmen und winden
Durch ein wildgrausig Thal,
Verschlungene Wege finden
In Bogen ohne Zahl."
Besonders schön ist das Bodethal da, wo der Flnß bransend
zwischen den beiden Felsen Rotztrappe und Hexentau;pla!z in die
Ebene hinaustritt.
Ihren Namen verdankt die Roßtrappe folgender Sage: Als die
schöne Prinzessin Emma von dem gewaltigen Riesen Bodo auf dessen mehr
als 10 Ellen hohen Pferde entfloh, sah sie plötzlich vor sich den schauerlichen
Abgrund, der von jenen beiden Felsen gebildet wird, nnd tief unten rauschten
die Wasser der Bode. Da sie nun aber lieber den Tod erleiden als wieder
in die Hände des sie verfolgenden Riesen fallen wollte, so bedachte sie sich
nicht lange und stieß dem Rappen die Sporen in die Seiten, daß er sich
wild aufbäumte und mit gewaltigem Sprunge die Prinzessin glücklich zum
gegenüberliegenden Felsen trug. Mehr als einen Meter tief schlug es dabei
den mächtigen Huf in den harten Boden. Das ist die Roßtrappe. Sie
wird noch heute gezeigt; und wenn auch die Zeit die Vertiefung schon be-
deutend kleiner gemacht hat, ganz und gar kann kein Regen sie verwischen.
Der nachsetzende Bodo wagte auch den kühnen Sprung; aber er war zu
schwer und stürzte mit seinem Rosse hinab in die schäumenden Wasser des
Flusses, der nach ihm noch heute den Namen Bode führt.
Bei Thale tritt die Bode in die Ebene. Sie fließt dann
an Quedlinburg vorbei, das schon durch Heinrich I. zur Stadt
erhoben wurde. An seinem Vogelherde nahe bei der Stadt soll
Heinrich gerade beschäftigt gewesen sein, als er die Nachricht erhielt,
er sei zum Kaiser gewählt worden. In der Schloßkirche liegt er
begraben, ebenso auch seine Gemahlin Mathilde.