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Dritte Periode. Yon 500—431 y. Chr.
Olympiaden-
jahr.
Jahr
vor Chr.
Politische Geschichte.
Kunst und Literatur.
LXXXI, 3.
454.
Unternehmungen des Perikies im krissäischen Meerbusen; Achaja
dem athenischen ^Bunde hinzugefügt65).
/| > l/irr y , vtr )t
LXXXII, 3,
450.
Fünfjähriger Waffenstillstand zwischen Athen und Sparta66).
Dreissigjähriger Friede zwischen Sparta und Argos67).
Die Tragiker S o p h o -
klesk), Euripides* 1).
65) Thuc. I, 111. (Diod. XI, 85.) Dass Achaja jetzt zu dem
athenischen Bunde hinzugefügt wurde, ist aus den Worten des
Thuc. a. a. 0. ev&vg TtaquXaßovxEg zu schliessen [obwohl dies auch
heissen kann, dass die Achäer, als schon zum Bunde gehörig, zur
Theilnahme an dem Feldzuge aufgeboten wurden, in welchem Falle
der Hinzutritt der Achäer zum Bunde in das vorhergehende Jahr
zu setzen sein würde], vgl. Thuc. I, 115. (Vor diesem Zuge wurde
noch ein, jedoch erfolgloser Feldzug nach Thessalien gemacht, Thuc.
I, 111.) Diod. a. a. 0.: ol ¡ukv oiiv Aß-rivaioi xaxa xovxov xov
iviavxov itXiidxav notiewv fiqgav, in avSqeia Sk xal dxqaxi]yicf
ueyaXr/v So£av xaxexxrjdavxo. Nach Plut. Per. 11. Diod. XI, 88
k) Sophokles, Sohn des Sophilos, geboren um 496 im athe¬
nischen Demos Kolonos, sorgsam unterrichtet namentlich in der
Musik und Gymnastik, Vit. Soph. Plut. de mus. 31, leitete als
Jüngling den Festgesang und Siegesreigen um die Trophäen von
Salamis, Athen. I, p. 20. Vit. Soph. Plut. 28 Jahr alt besiegte
er im Wettstreit um den tragischen Preis den Aeschylos. Marm.
Par. Plut. Gim. 5, und trug dann häufig den ersten oder zweiten,
niemals den dritten Preis davon. Vit. Soph. Suid. s. v. Im Bühnen¬
wesen führte er manche Neuerungen durch, indem er den Zusam¬
menhang des Stoffes innerhalb einer Trilogie aufgiebt, den Dialog
entschieden zur Hauptsache macht, den Chor von 12 auf 15 Per¬
sonen vermehrte, den dritten Schauspieler einführte, von dem Her¬
kommen abging, dass der Dichter selbst in seinen Dramen als
Schauspieler auftrat, und in der Costümierung manches änderte,
Vit. Soph. Suid. s. v. Nach Aufführung der Antigone wählte ihn
das Volk zum Feldherm mit dem Perikies für den Feldzug gegen
Samos, Vit. Soph. Plut. Pericl. 8. Strab. p. 638. Politisch thätig
erscheint er als Probule, Arist. Rhet. ni, 18, 6, und wirkt als
solcher zur Einsetzung der Vierhundert mit ; doch war er als Feld-
lierr und Staatsmann unbedeutend. Athen. XIII, p. 603. 604. Ein¬
ladungen von Fürsten an ihre Höfe schlug er stets aus, so hing
er an seiner Vaterstadt Athen ((ptXa&rjvaióxaxog r¡v, Vit. Soph.),
wo er der allgemeine Liebling war, a. a. O. In Folge der Bevor¬
zugung seines Enkels Sophokles, Sohnes des Aristón, den ihm
seine Geliebte Theoris geboren, soll der Dichter von seinem Sohne
Iophon vor einem Familiengerichte wegen Geistesschwäche belangt,
aber in Folge einer Vorlesung aus seinem Oedipus auf Kolonos
freigesprochen worden sein, Vit. Soph. Athen. XIII, p. 592. Cic.
de sen. 7, 22. Plut. de rep. sen. per. II, p. 508. Er starb nach
einem glücklichen Leben 91 Jahr alt im Jahre 406. Vit. Soph. Marm.
Par. Argum. III. Oed. Col. lieber seine Todesart gingen verschie¬
dene Sagen, Diod. Sic. XIII, 103. Vit. Soph. Paus. I, 21, 2 f. Die
Athener erwiesen ihrem grössten Tragiker nach seinem Tode gött¬
liche Ehre, Vit. Soph. Plut. Num. 4. Etym. M. s. v. AV^lutv. Von
den wahrscheinlich 123 Dramen des Sophokles haben sich nur
sieben vollständig erhalten, nämlich Avxiyóvt], das Meisterwerk
des Dichters (aufgeführt 441), ’HXéxxqa, OlSlnovg (xvqawog),
OlSinovg btl KoXcovqí, Alag, cPtXoxxr¡xr]g (aufgeführt 409), Tqa-
yiviai. Von den übrigen sind etwa 1000 meist kurze Bruchstücke
vorhanden, Nauck trag. Graec. fr. p. 103 f. Die längsten aus den
wurden in dieser Zeit auf Perikies Veranlassung athenische Kle-
ruchen nach dem thrakischen Chersones und nach Naxos, desglei¬
chen auch nach Andros und nach der thrakischen Küste ausgesandt.
66) Thuc. I, 112: '’Ydxeqov Sk (nämlich nach dem Zuge des
Perikies) SiaXmbvxuv ixwv xqicöv dnovSal ylyvovxai üeXonov-
vrjdioeg xal A&rjvaloig nevxaexsig, xal 'EXXrjvixov ¡ukv noXifxov
kayov oi 'A&r]vaZoi. Nach Diod. XI, 86. Plut. Cim. 18. Theo¬
pomp. fr. 92 war es Kimon, der den Waffenstillstand hauptsäch¬
lich in der Absicht zu Stande brachte, um durch einen auswärti¬
gen Krieg die Zwistigkeiten zwischen Athen und Sparta abzuleiten.
67) Thuc. V, 14.
Dramen AXtuSai, N. fr. 86, AXrjxrig, fr. 104, A/iXXkmg iqadxaC,
fr. 154, Ovkdxrjg, fr. 235, Kqsovda, fr. 327, NavnXiog, fr. 396, f
IloXv^kvr], fr. 479, Trjqevg, fr. 521, Tvqco, fr. 593, vgl. fr. 736. i
856. Ausserdem werden von Sophokles Elegieen, Päane und eine f
Schrift über den Chor erwähnt, Suid. s. v. Der jüngere Phrynichos v
preist den Sophokles, Argum. ni. Oed. Col.: /ucixaq NocpoxXkrjg,
og noXvv XQovov ßiovg | ank&avev eiScd/uoov avr]q xal Sefrog, | \
noXXag notrjdag xal xaXag xqaytgSiag, \ xaXcog (f IxeXevxrjd\ ovSkv
vnopulvag xaxov. Bezeichnend für seine Dichtung heisst es Dio
Chrys. Or. LII, p. 272: d Sk NocpoxXrjg fxkdog eoixev a/u(poZv
tlvcu, ovxe xo av&aSeg xal x6 änXovv xb xov Ald/vXov k/wv j
ovxe xb axqißkg xal Sqcjui xal noXixixov xb xoi EbqmCSov, ;
defivrjv S£ xcva xal /usyaXonqsnrj nolr\dtv xqayixwxaxa xal j
evnqenedxaxa k/ovdav, oidxe nXeCdxrjv rjSovriv fiexa vipovg xal '
de/uv6xt]xog ¿vSsixvvd&ai.
1) Euripides, Sohn des Mnesarchos, geboren auf der Insel
Salamis 480, angeblich am Tage der Schlacht bei Salamis, Vit. | E
Eur. a. ß'. y. Westerm., genoss eine sorgfältige Erziehung. In
den gymnastischen Künsten zeichnete er sich als Knabe so aus,
dass er im Wettkampf einen Preis errang, Vit. a. Gell. XV, 20, :
auch für Malerei war er nicht ohne Anlage, Vit. a. ß'. Als Jüng¬
ling widmete er sich eifrig der Philosophie, namentlich der Ethik '
im Umgänge mit Anaxagoras und Sokrates, und hörte die Vorträge
der Sophisten Prodikos und Protagoras über Ehetorik Vit. a . ß'. y'; \ (
daher zeigten denn auch seine Dramen die Spuren jener Lehren,
namentlich des Anaxagoras (vgl. Troad. 886: Zevg, slx avayxrj
cpiideog sixs vovg ßqoxwv) und rhetorische Künste (Vit. a : nqod- \
svqs Xoyovg, (pvdioXoyiag, qrjxoqeCag), und die Komiker spot¬
teten, dass Sokrates dem Euripides bei seinen Tragödien helfe,
Vit. a. Athen. IV, 131 C. Diog. Laert. II, 18. Ein ernster, fin¬
sterer und nachdenklicher Mann, lebte der Dichter zurückgezogen
von Geselligkeit und vom politischen Leben, Vit. ß'. y, voll
Selbstgefühl und wenig bekümmert um das Urtheil des Publikums, j
Val. Max. III, 7. Nachdem er zuerst mit dem Drama niXidSsg
(im Jahre 456) aufgetreten war, errang er trotz seiner vielen Tra¬
gödien nur viermal den ersten Preis, Vit. y . Suid. s. v.^ Lidess
ward der Dichter auch von vielen angefochten (Vit. a .: vtxo yaq j
Alh]va(wv ¿(p&ovDxo), so lebten doch seine Dichtungen zur Zeit ■
des sicilischen Feldzuges in aller Munde, Plut. Nie. 29. Unter den