76
dann zum Munde bringt und darauf den Honig verschluckt.
Mit einem guten Vergrößerungsglase würdest Du sehen
können / daß der Rüffel der Biene rauh ist/ und auch die
kleinen Tropfen Honig sehen können / die stch daran Hön¬
gen. Die Biene bekommt nur einen oder zwey sehr kleine
Tropfen Honig von Einer Blume.
Franz: WaS für ein schweres Stück Arbeit muß es
denn für die Bienen seyn/ so viel Honig zu sammeln/ als
ich diesen Morgen beym Frühstück gegessen habe! Aber/
Mutter/ verschlingt diese Biene allen Honig/ den sie von
den Blumen bekommt?
Mutter: Ja/die Biene verschlingt ihn. Siebewahrt
den Honig in einem kleinen Beutel/ den man den Honig¬
magen nennt/ und hat cs in ihrer Gewalt/ ihn aus die¬
sem Magen wieder von sich zu geben/ so oft eS ihr gefällt.
Gewöhnlich trägt die Biene den Honig nach Hause in den
Korb und legt ihn in die kleinen Wachszellen/ die Du in
der Honigscheibe heute beym Frühstück gesehen hast.
Franz: Und woher bekommen die Bienen dasWachS/
Mutter/ woraus sie die kleinen Wachszellcn in der Ho-
nigschcibe machen?
Mutter: Ich weiß nicht gewiß/ mein Kind/ was
das Wachs eigentlich ist; ich glaube/ daß es zum Theil
aus dem Sonncnstaub gemacht wird/ den die Bienen von
den Blumen einsammeln/ und zum Theil von einer kleb¬
rigen Materie in ihrem Magen. Mit der Zeit wirst Du
wohl die Beschreibungen lesen/ welche man von den Bie¬
nen gemacht hat/ und dann magst Du selbst urtheilen.
Franz sah durch die Glasscheibe in den Bienenkorb;
aber er sagte/ daß die Bienen so durcheinander wimmel¬
ten/ daß er nicht sehen könnte/ was sie machten.
Seine Mutter versprach ihm/ daß sie ein ander Mal
ihn wieder herführen wollte/ um die Bienen bey der Ar¬
beit zu sehen / und daß er sie nach und nach vielleicht bes¬
ser unterscheiden und erkennen würde/ was sie machten.