zum Kauf angeboten. In kaum glaublicher Menge werden die 
Gaben des Meeres als Nahrung benützt. Muscheln 'und Schnecken, 
Seeteufel und Plattfische, Knurrhähne und Seenadeln, Rochen und 
Störe, Schwertfische und Katzenhaie wimmeln da durcheinander 
und machen vergebliche Fluchtversuche. Krebse von erstaunlicher 
Grösse und winzige Taschenkrebse kriechen über- und durch¬ 
einander und führen erbitterte Kämpfe. So fremd, so verwunder¬ 
lich und erschreckend auch die Gestalten erscheinen, alles wird 
gegessen. Oft stachlicht wie ein Igel, roh oder gesotten, eine 
Masse von gehackten Krebsen, Muscheln und kleinen Fischen dabei, 
frische Kräuter darauf, Übergossen mit brauner Brühe oder gebacken 
in Öl — so wird uns das Gericht vorgesetzt, das dem Einheimischen 
trefflich mundet, uns aber mit Widerwillen erfüllt. Grössere Stücke 
bietet der vielarmige Tintenfisch. Schlangenartig tasten seine langen 
Arme umher, bis der Händler sie erbarmungslos in Stücke schneidet, 
je nach Bedarf. 
Dem Auslande ist Italien bekannt als das Land der besten 
Tafelfrüchte (Ergänzungstabelle!) und als das erste Land des 
Erdteils für Gewinnung von Rohseide. Es erzeugt doppelt so viel 
Seide als alle übrigen Länder des Erdteils zusammengenommen. Mai¬ 
land (9 ö 45), Turin (8 ö 45) und Florenz verweben sie in grossen 
Mengen. Der italienische Wein wird in keinem Lande ständig an 
Menge übertroffen, und an Güte nur in dem altbekannten Weinland 
Frankreich, die Hanfausfuhr nur in Russland. 
h) Trotz der mannigfaltigen Gaben des Landes muss die arme 
Bevölkerung oft hungern, und doch genügt unter dem ewig blauen 
Himmel ein Sonnenstrahl, ein wenig Reis und eine Apfelsine, dem 
bedürfnislosen Volke Frohsinn und Heiterkeit zu erhalten. So 
genügsam das Volk im ganzen ist, so wenig sind es oft einzelne. 
Die Beamten bis zum Minister hinauf suchen sich nicht selten 
auf Kosten des Staates zu bereichern. Grund und Boden liegen 
zum grossen Teil in den Händen von Grossgrundbesitzern, die 
das Land schlecht bewirtschaften. So ist auch die Viehzucht, aus¬ 
genommen die der Lombardei, keine beachtenswerte. Nach Art 
der Türken Wirtschaft bleibt immer alles beim alten. Von einer 
Fürsorge für Verdienst, Erziehung, Hilfe und Bildung wie in 
unserem Vaterlande ist keine Rede. Kaum haben wir die Grenze 
des schönen Landes überschritten, so tritt uns Nachlässigkeit 
und Schmutz entgegen. Durch Strassen, eng und dumpfig, zwischen 
Speiseresten und Fruchtschalen, zwischen herumhängender, zer¬ 
lumpter Wäsche, zwischen halbnackten und schmutzigen Kindern 
wandern wir nur zu oft. Lesen und Schreiben sind diesen Kindern 
unbekannte Dinge. Aus elenden Behausungen flüchten sie auf 
sonnige Plätze, wo sie den grössten Teil des Tages herumlungern. 
— Das ist die Kehrseite des schönen Italiens. 
Ihren Grund haben diese Zustände mit in der Jugend des 
Staates. Erst in allerjüngster Zeit schlössen sich die italienischen 
Länder zusammen wie die deutschen Bundesstaaten 1871. Jetzt
	        
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