Full text: Außereuropäische Erdteile (Teil 5)

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gleich. Aber es schien auch, als habe mit diesem Wolkenbruche das eutsetz- 
liche Naturereignis geendet. Der Sturm legte sich. Die Nacht, die die 
Erde bedeckte, hellte sich auf. Der Donner schwieg, und die Flammen des 
Himmels, die Blitze, schienen ausgelöscht von dem Wolkenbruch. Allmählich 
tagte es völlig, und bald schien die Sonne wieder hell und klar. Drei 
Stunden hatte der Orkan gewütet. Aber — welch ein Anblick bot sich dar! 
Im Walde waren die stärksten Bäume entwurzelt und lagen zersplittert 
nebeneinander. Mein Wohnhaus und mein Wirtschaftsgebäude waren in 
Ruinen verwandelt, meine Zuckerpflanzungen verheert, meine Tabak- 
Pflanzungen zerstört,- die Jahresernte war vernichtet." — Ein furchtbarer 
vulkanischer Ausbruch fand im Jahre 1902 auf der französischen Insel 
Martiniques statt. (Zeigen!) Aus dem Krater des Mont Pele, den man 
für erloschen, also für völlig ungefährlich hielt, brach nach heftigem Asche- 
regen zunächst ein Lavastrom, dann aber eine mächtige Welle Wasserdampf, 
untermischt mit brennendem Lavastaub, hervor und steckte die Stadt 
St. Pierre in Brand. Die 30000 Einwohner des Ortes gingen in wenigen 
Minuten zu Grunde. Sie erstickten oder verbrühten. 
Zusammenfassung. 
2. Die Bewohner, welche Kolumbus vorfand, sind aus- 
gestorben. 
Wir haben ja bereits in der Geschichtsstunde gehört, wie die Eroberer 
der Inseln einen Vernichtungskampf gegen die armen, fast wehrlosen Be- 
wohner Westindiens führten. Sie töteten nicht allein Taufende in dem 
Kampfe, zu dem sie die Unglücklichen durch Roheit und Habsucht aufgereizt 
hatten (Bluthunde!), sondern bereiteten auch denen, die den zahlreichen 
Gemetzeln entronnen waren, durch harte Arbeit ein frühes Ende. Zwangen 
sie doch die Indianer, die an keinerlei Anstrengungen gewöhnt waren, 
im Schweiße ihres Angesichts auf den Feldern zu arbeiten, um Baumwolle 
oder Nahrungsmittel zu gewinnen, oder Tag für Tag an den Ufern der 
Flüsse Sand zu schöpfen, durchzufchwemmen und nach Goldkörnern zu 
durchsuchen. 
An Stelle der Indianer traten Neger von der Westküste Afrikas. 
Man raubte sie dort und verkaufte sie als Sklaveu nach Westindien. Das 
Los dieser Negersklaven war entsetzlich. Fern von der Heimat, die sie nie 
wiedersehen konnten, wohnten sie auf Westindien in ärmlich aufgerichteten 
Hütten und wurden täglich zur bestimmten Stunde von ihren Aufsehern 
zur Arbeit getrieben. Ohne Unterbrechung mußten sie in brennender 
Sonnenglut auf den Pflanzungen arbeiten, und wer ermattet den Arm 
sinken ließ, spürte bald die schwere Peitsche des Aufsehers auf seinem Rücken. 
Mehrere Jahrhunderte lang stand dieser entsetzliche Handel in Blüte. 
Seit 1807 aber ist der Sklavenhandel erst von England, dann von den 
übrigen Völkern abgeschafft und 1838 allen Sklaven auf den englischen 
i) Die 1902 so schwer heimgesuchte Insel Martinique wurde 1891 von einem 
Orkan betroffen, der in einer Nacht fast alle Kulturen verwüstete und mehrere 
Hundert Menschenleben forderte. — Martinique ist ungefähr so groß wie Rügen.
	        
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