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diente im Mittelalter oft als Gefängnis für fürstliche Personen, und
der Spruch: „Wer kommt nach Giebichenstein, kehrt selten wieder
heim", war im ganzen Lande bekannt. Ludwig der Springer, Land-
graf von Thüringen, faß hier 1102 gefangen und rettete sich, wie die
Sage erzählt, durch einen Sprung von der Höhe des Felsens in die
Saale: daher sein Beiname. — In die Saale ergießt sich endlich die
vom Harz kommende Bode.
Nördlich von der Nnstrut liegt das Mansfelder Bergland
(S. 67) mit den Städten Mansfeld und Eisleben: letzteres ist
Luthers Geburtsort.
4. Übersicht über die Kultur der Provinz. In allen Teilen der
Provinz wird Ackerbau getrieben. Etwa 70 % der Gesamtfläche ent¬
fallen auf Acker und Gärten. Durch Fruchtbarkeit zeichnen sich die
Magdeburger Börde, die Goldene Au, die Ilmgegend von Erfurt und
vom Harz aus. Erzeugnisse des Acker- und Gartenbaues sind Ge-
treide, Kartoffeln, Raps, Tabak, Obst, Gemüse, Blumen u. dgl.; ins-
besondere hat der Anbau von Zuckerrüben eine große Ausdehnung
angenommen. Die Viehzucht steht in Blüte. In der Provinz gibt
es zwei staatliche Gestüte: Graditz (bei Torgau) und Kreuz (bei Halle)
Der Boden ist reich an nützlichen Mineralien. Die Provinz ist
namentlich sehr reich an Salz, das teils aus den Bergwerken bei
Staßsurt und Erfurt, teils aus den Salzquellen bei Schönebeck und
Halle gewonnen wird. 1903 wurden 338000 Tonnen Steinsalz und
103 000 Tonnen Kochsalz gewonnen. Der Ertrag an Salz ist so
groß, daß Sachsen den ganzen preußischen Staat und noch einige
Nachbarländer mit diesem unentbehrlichen Gewürz versorgen könnte.
Kupfer, Silber und Eisen werden in ansehnlicher Menge gewonnen,
und die ausgedehnten Braunkohlenlager gewähren eine sehr reiche
Ausbeute, 1903 über 18 Mill. Tonnen. In einer so vielfach geseg-
neten Provinz mußte sich notwendig ein reger Gewerbfleiß und ein
lebhafter Handel entwickeln. Das ist in der Tat der Fall, zumal
beide durch gute Landstraßen, zahlreiche Eisenbahnen und schiffbare
Gewässer begünstigt und gefördert werden.
5. Einteilung und Städte. Sachsen zerfällt in drei Regierungs¬
bezirke :
1. Magdeburg (der größere nördliche Teil der Provinz, das
Elbgebiet, auf 1 qkm 106 Einw.): Magdeburg, Schönebeck, Staßfnrt,
Quedlinburg, Halberstadt, Stendal, Salzwedel.
2. Merseburg (das mittlere Drittel der Provinz, auf 1 qkm
120 Einw.): Merseburg, Lützen, Großgörschen, Weißenfels, Roßbach,
Naumburg, Auerstädt, Eisleben, Mansfeld, Halle, Torgau, Wittenberg.
3. Erfurt (Westsachsen, auf 1 qkm 137 Einw.): Erfurt, Mühl¬
haufen, Nordhausen, Langensalza, Heiligenstadt.
6. Geschichtliches. Nicht immer haben die Länderteile, aus denen
die Provinz Sachsen jetzt besteht, zusammengehört. Das älteste Stück
der Provinz und des preußischen Staates ist die Altmark, ursprünglich
Nordmark genannt. Ungefähr 750 Jahre nach ihrer Gründung kam