Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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er mit seiner Armee im heißesten Kampfe. Darauf marschierte er 
gegen Paris und belagerte die Festung mehrere Monate lang. Die 
stolze Weltstadt mußte sich unterwerfen. Für seine Tapferkeit im 
Kriege wurde Friedrich von seinem Vater zum Feldmarschall er— 
nannt. 
293. Kaiser Friedrich als Kinderfreund. 
Im 27. Jahre seines Lebens vermählte sich Friedrich mit der 
englischen Königstochter Viktoria. Das hohe Paar führte ein glück— 
liches Familienleben. Besonders gern wohnte es in dem Schlosse 
zu Potsdam oder auf dem Landgute Bornstedt bei Potsdam. Hier 
besuchte der Kronprinz oft die Schule. Als er einst dem Unter— 
richte beiwohnte, erhielt der Lehrer die Nachricht, daß seine hoch— 
betagte Mutter todkrank sei. Da sagte Friedrich dem Lehrer, er 
solle sogleich abreisen. „Aber meine Klasse“ — meinte der Lehrer. 
Der hohe Herr jedoch sagte: „Gehen Sie nur sosort, damit Sie 
Ihre gute Mutter noch lebend antreffen; ich werde schon für die 
Kinder sorgen.“ Als nun der Lehrer fort war, unterrichtete und 
prüfte Friedrich die Schüler, bis die Unterrichtszeit zu Ende war. 
Am Weihnachtsfeste wurden die auf dem Gute beschäftigten 
Arbeiter und ihre Familien um einen großen Weihnachtsbaum ver— 
sammelt. Die Jugend erhielt nach der Feier Kleidungsstücke, Bücher 
und andere Geschenke. Auch wenn die Ernte zu Ende war, wurde 
den Bewohnern von Bornstedt ein Fest gegeben. In Potsdam 
feierte das kronprinzliche Paar jährlich ein Kinderfest, an dem die 
Bornstedter Jugend teilnehmen durfte. Dann hatten die Knaben 
und Mädchen einen frohen Tag. Unter den Klängen munterer 
Musik erhielten die kleinen Gäste Kaffee und Kuchen. Es wurde 
gespielt und gesungen. Auch die kleinen Prinzen und Prinzessinnen 
wandelten froͤhlich unter der Kinderschar umher. 
294. Kaiser Friedrichs Tod. 
As Kronprinz erkrankte Friedrich an einem schweren Halsübel. 
Zu seiner Heilung begab er sich nach San Remo in Italien. Hier 
empfing er die Nachricht von dem Tode seines Vaters. Sofort kehrte 
er in die Heimat zurück. Die Ärzte rieten ihm ab, weil die März— 
luft kalt und rauh wehte. Er aber sprach: „Und wenn ich unterwegs 
sterben sollte, ich will zu meinem Volke zurückkehren.“ Alle Herzen 
schlugen dem neuen Kaiser voll Liebe entgegen, und innige Gebete 
für seine Genesung stiegen zum Himmel empor. Kaiser Friedrich 
hatte große Schmerzen auszustehen. Zuletzt war er sogar der
	        
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