Asien als Ganzes. — Staatenbildung.
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der in der Hauptstadt Lhasa residiert (s. S. 141). Die Größe
von Tibet beträgt lVö qkm, seine Einwohnerzahl soll nach chine¬
sischen Angaben fast 6 Va Mill, betragen, nach Schätzungen der
Reisenden aber nur etwa 1600000.
Das Kaiserreich Koréa.
Das Kaiserreich Korea umfaßt die gleichnamige Halb¬
insel, ist etwa 218000 qkm groß, kommt also an Größe etwa der
Alpenninen-Halbinsel gleich (ohne Sardinien und Sizilien) und zählt
lOVa Mill. E. (auf 1 qkm 47 E.). Den Titel Kaiser legte sich
der Herrscher von Korea i. J. 1897 bei. Früher erkannte er die
Oberhoheit des Kaisers von China an, und nur Chinesen war der
Eintritt in das Land gestattet, bis i. J. 1876 Japan dessen Öffnung
für den fremden Verkehr erwirkte. Der Kaiser von Korea herrscht
unumschränkt. Seine Hauptstadt ist Söul (200 000 E.).
An Waren führte Korea i. J. 1902 nur für 30x/2 Mill. Mark ein und für
34 Mill. Mark aus.
Das Kaiserreich Japán.
Das Insel reich Japan, für welches die Japaner den Namen
Nippon (— Sonnen-Ursprung) gebrauchen, während sie sich selbst
Nippón-Dschin, d. h. Nippón-Leute nennen, setzt sich aus den 4
großen Inseln Kiüschiu (= Neunland), Schikók u (= Vierland),
Hondo oder Hón s chiù (= Hauptland) und Je ss o oder Hok¬
kaido (= Nordmeerstraße), aus zahlreichen kleinern Inseln, die
sich den Küsten dieser Inseln angliedern oder entfernter im Ozean
liegen, aus der Inselkette der Kurilen und aus der großen Insel
Formosa, die die Siegesbeute des japanisch-chinesischen Krieges
vom Jahre 1894—95 bildete, zusammen. Seine Größe beträgt fast
420000 qkm, seine Einwohnerzahl 47 Mill., so daß auf 1 qkm
112 E. kommen, etwas mehr als bei China und Deutschland.
Bis zum Jahre 1868 herrschte in Japan, dessen Herrscher¬
haus bis 660 v. Chr. zurückreicht, das Feudalsystem. Erst
um das Jahr 1600 erlangte dieses seine vollkommene Ausbildung,
als sich der mächtigste Da im io oder Feudalherr zur leitenden
Stellung eines Schogüns, d. h. eines Generalissimus oder Taikúns
emporgeschwungen hatte, der dem Kaiser oder Mikado (= er¬
habenes Tor) nur ein Schattenregiment ließ. 250 Jahre hat dieser
politische Zustand gedauert. Das japanische Volk bestand in
dieser Zeit (nach Rein) aus der kaiserlichen Familie und dem
Hochadel in Kioto (der alten Hauptstadt), aus dem mächtigen
Feudaladel, den Dai m io, welche ihre Herrschaft als erbliches
Lehen hatten, und an deren Spitze der Schogun stand, aus den
Vasallen der Daimio, den Samurai oder erblichen Kriegern, die
eine mit ihren Familien gegen 2 Mill, zählende Klasse bildeten
und manche Vorrechte, wie das des Schwerttragens, hatten, ferner
aus den Héimin, dem Volk, das sich wieder in Bauern, Hand-
Kerp, Die Aussereuropäischen Erdteile, 1904. 14