Full text: Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien (Bd. 3)

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Australien und Ozeanien. 
den Inseln, weil sie nicht wie diese durch die Passate Steigungs¬ 
regen empfangen. Die Passatwinde wehen nördlich vom Äquator 
von NO, südlich von ihm von SO, so daß in jedem Falle die Ost¬ 
seite der Inseln, wie auch beim Festlande Australien, die regen¬ 
reichere ist. Namentlich bei der großen Insel Neu-Guinea ist 
der Unterschied zwischen dem regenreichen NO und dem trocknen 
SW ausgeprägt. Eine Ausnahme von jener Verteilung der Nieder¬ 
schläge macht jedoch das schon weit nach S gerückte Neu-See¬ 
land. Diese Doppelinsel liegt in der Zone der vorherrschenden 
Westwinde; infolgedessen ist ihre Westküste, die als die höhere 
ja auch stärker zur Abgabe von Steigungsregen anregen kann, 
regenreicher als die Ostküste. 
Die Flora ist auf den großen Inseln reicher als auf den 
kleinen und besonders auf den vulkanischen Inseln sehr üppig, 
während auf den Koralleninseln oft die Kokospalme der einzige 
Baum ist. Charakterbaum des neuseeländischen Waldes ist 
die Kaürifichte, die auf der Doppelinsel dieselbe Rolle spielt 
wie die Edeltannen in den Wäldern Mitteldeutschlands und die 
Libanonzedern in den Waldungen Vorderasiens. Der Anblick dieser 
Königin des Waldes ist großartig; denn die gesellig wachsenden 
Stämme steigen säulenartig empor, und ein solcher Wald gleicht 
der Säulenhalle eines Domes. Die Höhe der Kaürifichte beträgt 
bis zu 50 m, die Dicke des Stammes bis zu 7 m, und das Geäst 
ist außerordentlich mächtig. In den tropischen Wäldern Neu- 
Guineas und der Nachbarinseln kommen Palmen in großer Zahl 
und zahlreichen Arten vor, so daß Neu-Guinea als eines der palmen- 
reiclisten Länder der Erde gelten kann. 
Das landschaftliche Bild dei' palmenbesetzten Atolle. • 
Den landschaftlichen Eindruck, den die pflanzenarmen, nur von Kokos¬ 
palmen besetzten Ringriffe oder Atolle auf den Neuling machen, schildert 
Wilkes bei der Besprechung von Na tupé im Paumotu-Archipel wie folgt 
(mitgeteilt in Sievers „Australien und Ozeanien") : „Wir hatten uns dasselbe als 
eine Art Zauberland ausgemalt und waren deshalb sehr gespannt darauf. Auf 
den ersten Blick hin erschien uns das Eiland als eine vor Anker liegende Flotte, 
da man in der Entfernung nichts als die Bäume sah, und diese, je nachdem das 
Schiff mit den Wogen steigt und fällt, bald sichtbar sind, bald wieder dem Auge 
verschwinden. Bei größerer Annäherung konnte man den weißen Strand deut¬ 
lich unterscheiden, der, aus einem schmalen, leicht wie lichter Ton gefärbten 
Streifen Land bestehend, sich aus dem tiefen Ozean erhebt, dessen Wellen sich 
an dem Korallenriff brechen, und eine völlig ruhige Lagune von schöner blauer 
Farbe einfaßt. Wenn man auf einer Koralleninsel landet, so verschwinden mit 
einem Male alle die vorgefaßten Meinungen von ihrer Schönheit: der grüne 
Teppich, welcher, aus der Ferne gesehen, das ganze Eiland zu bedecken schien, 
besteht in der Wirklichkeit nur aus ein paar Flecken drahtartigen Grases, welches 
das Gehen hindert und dem Auge weder Blumen noch Früchte darbietet; es 
wächst in dem rauhen Korallengeröll, das mit ein wenig Sand und vegetabilischer 
Erde vermischt ist. Einige wenige Bäume von 13—16 m Höhe haben einen für 
dieses Wachstum hinlänglich tiefen Boden gefunden; die meisten haben nicht 
mehr als 3—5 m Höhe." 
Wie das Pflanzenleben so ist auch das Ti er leb en der 
kleineren Inseln Ozeaniens viel artenärmer als das der größeren
	        
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