Full text: Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien (Bd. 3)

Die nördlichen Gebiete Nordamerikas und die Kanadische Seenplatte. 253 
Manitoba und die Gegend südlich vom Huron-See. zu nennen. 
Das Gebiet der Kanadischen Seen ist reich an Kupfer und 
Silber. Durch das Vorkommen des roten Metalls ist namentlich 
die Halbinsel Keweenaw, die aus dem Südufer des Oberer Sees 
vorspringt, also zu den Vereinigten Staaten gehört, ausgezeichnet. 
Auf ihr liegt die ertragreichste Kupfermine der ganzen Welt. 
Die Eroberung des anbaufähigen südlichen Teiles der Land¬ 
schaft für die menschliche Kultur wurde nicht wenig begünstigt 
durch ein großartiges natürliches Verkehrsnetz. Die großen 
Kanadischen Seen stellen zusammen mit dem St. Lorenz¬ 
strome die bedeutendste Binnenschiffahrtstraße der Welt 
dar. Dieselbe hat eine Gesamtlänge von 3600 km. Obschon auf 
den Kanadischen Seen mehrere Umstände, wie starker Wellenschlag, 
dichter Nebel und Wintereis, den Schiffahrtsbetrieb erschweren, 
hat sich derselbe äußerst rege entfaltet, nachdem auf den durch 
Wasserfälle gesperrten Stromstrecken zwischen den Seen Um¬ 
gehungskanäle erbaut worden waren. Der Güterverkehr auf 
dem Detroit-Flusse (detrôït) zwischen dem Huron- und Erie-See 
ist fast so groß wie auf allen deutschen Binnenwasserstraßen zu¬ 
sammen. Auch Mackenzie, Nelson und Jukon sind schiff¬ 
bare Ströme. Ihre Bedeutung wird aber dadurch herabgemindert, 
daß sie in die nördlichen Meeresgebiete münden und während der 
längsten Zeit des Jahres selbst in Eisesfesseln liegen (vgl. S. 248). 
Der Jukon, der eine wichtige Zufuhrstraße für das Goldgebiet von 
Klondykç bildet, ist nur drei Monate lang schiffbar und zudem an 
seiner Mündung infolge bedeutender Schlammablagerung so seicht, 
daß nur ganz flache Schiffe in den Strom hinein gelaugen können. 
Von den Eisenbahnlinien, die das natürliche Verkehrsnetz 
vervollständigen, hat die größte Bedeutung die kanadische 
Pacificbahn (pässifik) die von Montreal (montriöl) am Lorenz¬ 
strom nach Vancouver (wänküw'r) am Stillen Ozean führt, also den 
kulturfähigsten Teil der Landschaft der Länge nach durchschneidet. 
Infolge der günstigen Verkehrslage sind an den Ufern der 
Kanadischen Seen und des St. Lorenzstromes zahlreiche große 
Städte entstanden. Sie reihen sich in der Richtung des Wasser¬ 
abflusses wie folgt aneinander : Chikago (1 800000 E.) und Mil¬ 
waukee (wiluôki, 275000 E.), ersteres am Südeüde, letzteres am 
Westufer des Michigan-Sees gelegen, Detroit (detrôït, 350000 E.), 
zwischen dem Huron- und Erie-See, Cleveland(klîwlând, 400000E.), 
am Südufer und Buffalo (böffelu, 400 000 E.) am Ostende des letzt¬ 
genannten Sees, Toronto (200000 E.) am Nordwestgestade des 
Ontario-Sees, Montreal (montriöl, 230 000 E.) und Quebec 
(kuibek, 65000 E.), am Westufer des St. Lorenzstromes gelegen. 
Diese Städte, von denen die fünf erstgenannten zu den Vereinigten 
Staaten, die drei andern zu Kanada gehören, sind vor allem 
wichtige und verkehrsreiche Handelsstädte, die besonders 
Getreide, Holz und Fleisch ausführen. Die bedeutendste unter 
ihnen, die Millionenstadt Chikago, ist der Sammelplatz und Aus¬
	        
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