Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

103 
g’schnitt’n, d’n angern Toag wider a Stickl und su fürt, bis se alle 
wor’n. Drnoo hutt 'ch ung’n vo’n Ungerteele o alle Toage woas 
abg’schnitt’n, und su ho ich’s Jack’l nor noa und noa abg’läht.“- 
Na, und de Rätz’n hoatte 's ooch bale vullschtänd’g 
eigesahn. Johannes Renatus. 
56. Als ich das erstemal auf dem Dampfwagen saß. 
Mein Pate, der Knierutscher Jochem — er ruhe in Frieden! — 
war ein Mann, der alles glaubte, nur nicht das Natürliche. Das 
Wenige von Menschenwerken, was er begreifen konnte, war ihm gött¬ 
lichen Ursprungs; das Viele, das er nicht begreifen konnte, war ihm 
Hexerei und Teufelsspuk. Der Mensch, das bevorzugteste der Wesen, 
hat z. B. die Fähigkeit, das Rindsleder zu gerben und sich Stiefel 
daraus zu verfertigen, damit ihn nicht an die Zehen friere; diese 
Gnade hat er von Gott. Wenn der Mensch aber hergeht und ben 
Blitzableiter oder gar den Telegraphen erfindet, so ist das gar nichts 
anderes als eine Anfechtung des Teufels. 
Sonst war mein Pate ein gescheiter Mann. Ich verdankte ihm 
manches neue Linuenhöslein und manchen verdorbenen Magen. 
Sein Trost gegen die Anfechtungen des bösen Feindes und sein 
Vertrauen war die Wallfahrtskirche Mariaschutz am Semmering. Es 
war eine Tagreise dahin, und der Jochem machte alljährlich einmal 
den Weg. Als ich schon hübsch zu Fuße war (ich und das Zicklein 
waren die einzigen Wesen, die mein Vater nicht einzuholen vermochte, 
wenn er uns mit der Peitsche nachlief), wollte der Pate Jochem auch 
mich einmal mitnehmen nach Mariaschutz. 
„Meinetwegen," sagte mein Vater, „da kann der Bub' gleich die 
neue Eisenbahn sehen, die sie über den Semmering jetzt gebaut haben. 
Das Loch durch den Berg soll schon fertig sein." 
„Behüt' uns der Herr," rief der Pate, „daß wir das Teufelszeug 
anschaun! 's ist alles Blendwerk, 's alles nicht wahr." 
„Kann auch sein," sagte mein Vater und ging davon. 
Ich und der Pate machten uns auf den Weg; wir gingen über 
das Stuhleckgebirge, um ja dem Tale nicht in die Nähe zu kommen, 
_
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.