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dessen Rückseite wir Bogenwölbungen schauen, welche aus riesigen Quadern
gefügt sind und von mächtigen Säulen getragen werden, die nur mit
ihren obersten reich verzierten Teilen aus der Erde zu ragen scheinen.
Durch diese Bogengänge, die den Eingang zum unterirdischen Schlosse
Rotbarts darstellen sollen, blicken wir gleichsam hinein in das Innere des
Berges und sehen dort den alten Kaiser müde in seinem Sessel sitzen.
Mit der Rechten umspannt er den Schwertgriff, mit der Linken umfaßt
er wie im Traume den lang herabwallenden Bart. Von dem Hofe, den
wir soeben betrachtet haben, führen auf beiden Seiten Treppen hinauf
zu der mit Zinnen und Ecken versehenen Mittelterrasse und endlich
zu der obersten Terrasse, auf welcher sich der Hauptteil des Denk-
mals, der prächtige, mit der Kaiserkrone geschmückte Wart türm erhebt.
Der Turm trägt auf einem hervorspringenden Sockel das Reiterstandbild
Kaiser Wilhelms I. Majestätisch blickt der Held hin über das weite
blühende Land zu seinen Füßen, als ritt er soeben heim vom ruhmvollen
Kampfe und trüge „den Sieg in seiner Hand". Eine weibliche Gestalt
schaut an der linken Seite bewundernd zu ihm empor; auf der rechten
Seite sitzt ein kraftvoller Krieger mit Helm und Schild und Schwert.
Über dem Kaiserstandbilde prangt am Sims des Turmes der Reichsadler
mit dem Hohenzollernschild. Im Innern des Turmes führt eine steinerne
Wendeltreppe auf 234 Stufen hinauf bis zur Krone. Von ihr aus hat
man eine entzückende Rundsicht nach der mit Dörfern und Städten be-
deckten Goldenen Aue, nach den dunklen Harzbergen, dem Brocken und
den lieblichen Thüringer Bergen, i)
Zur sachlichen Besprechung.
a) Welche Staaten werden wohl besonders waldreich
sein? (Die auf der Höhe und am Abhänge des Thüringer
Waldes gelegenen, also besonders Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-
Meiningen, Schwarzburg-Rudolstadt.)
d) Welche Staaten haben Anteil am schönen Saaletal?
(Reuß, Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Meiningen, Sachsen-
Altenburg, Sachsen-Weimar.)
c) In welchem Lande finden wir die Wartburg? sSachfen-
Weimar-Eisenach.)
i) „Die Berge sind den Göttern heilig; — hebe das Haupt und blicke auf
aus der dumpfigen Luft, aus den schweren Nebeln, welche über der Gegenwart
hängen, auf zu den drei deutschen Gipfeln, welche alle übrigen überragen, auf
zum alten Brocken, auf welchem deutscher Geist dem bildlosen Wodan opferte, auf
welchen deutscher Geist den Faust im ewigen Streben nach der Lösung der Rätsel
der Menschheit führt; — blicke auf zur Wartburg, wo das alte Geistesrüstzeug,
die ,gute Wehr und Waffen' neu geschmiedet wurde; — blicke auf zum Kyffhäuser,
in welchem die große Zukunft der Stunde harrt, in welcher die Raben nicht mehr
fliegen werden, die Stunde, wo ,ein Volk geboren wird'. •— Welch eine andere
Nation kann solche Bergesgipfel ausweisen?" — Wilhelm Raabe,