Full text: Das Deutsche Reich (Teil 3)

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Neuere Geschichte. 
Um die Zeit der Begründung der englischen Herrschaft in Ostindien 
wurde die Kenntniß des großen östlichen Oceans bedeutend erweitert 
durch die Entdeckungsreisen James Cooks. Er war der Sohn 
eines Bauers, und hatte sich vom gemeinen Matrosen zum Kapitain 
empor geschwungen. Seit d. I. 1768 unternahm er drei Reisen, auf 
denen er die bereits entdeckten Länder Australiens genauer erforschte, 
den südlichen Ocean untersuchte, und nach Norden bis in die Beh¬ 
ringsstraße vordrang. Auf seiner dritten Reise fand er auf Owaihi, 
einer der von ihm entdeckten Sandwichsinseln, durch die Eingebornen 
seinen Tod- 
§. 143. 
Befreiung Nordamerika s. — Der siebenjährige 
Krieg mit Frankreich hatte die Staatsschuld Englands entsetzlich 
vermehrt. Deshalb legte das Parlament den reichen, durch 
Handel und Gewerbfleiß blühenden Kolonien im Amerika will¬ 
kürliche Zölle auf, und beschloß die Einführung einer Stempel¬ 
steuer. Das betrachteten aber die Amerikaner als eine unge¬ 
setzliche Bedrückung, und die Stempelacte mußte zurückgenommen 
werden. Neue Unzufriedenheit erregte die Einführung einer 
Abgabe aus Thee, Papier, Glas und Farbe. Zwar wurde auch 
diese mit Ausnahme des Theezolles i. I. 1770 wieder aufge¬ 
hoben; aber die Amerikaner waren damit nicht befriedigt, und 
am 18. December 1773 versenkten sie zu Boston drei Schiffs¬ 
ladungen Thee ins Meer. Als nun England den Hafen von 
Boston sperrte, vereinigten sich die Amerikaner zum Wider¬ 
stande, und im Jahre 
1776 erklärten sich 13 vereinigte Provinzen Amerika's für 
unabhängig von England. Unter Anführung Georg 
Washingtons hatten sie schon vorher den Krieg gegen 
England eröffnet, und Benjamin Franklin (geboren zu 
Boston, früher ein armer Buchdruckergehülfe, der sich durch seine 
Talente zum einflußreichsten Manne seines Vaterlandes empor¬ 
geschwungen hatte) bewog Frankreich und Spanien zum Bei¬ 
stände. So wurde der Befreiungskrieg glücklich beendigt, und 
1783 mußte England die Unabhängigkeit der 13 ver¬ 
einigten Staaten von Nordamerika anerkennen. 
Die Zahl der vereinigten Staaten ist seitdem auf 31 nebst 6 Ter¬ 
ritorien oder Gebieten und dem Distrikt Columbia mit c. 25. Mill. 
Menschen (mit Einschluß von c. 5 Mill. Deutschen und 34 Mill. Skla¬ 
ven) gewachsen. Sie bilden eineBundesrepublik, deren allgemeine 
Angelegenheiten vom Congresse geleitet werden, welcher aus Ab¬ 
geordneten sämmtlicher 31 Staaten in zwei Häusern, dem Senat und 
dem Hause der Repräsentanten, gebildet ist, und an dessen Spitze ein 
auf vier Jahre gewählter Präsident steht (der erste war Washing¬ 
ton). Das Land hat gegenwärtig eine Ausdehnung von c. 150,000 
Luadratmeilen. Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe haben 
sich schnell gehoben; besonders aber blüht der Handel, im Innern 
gefördert durch Kanäle und Landstraßen, die nach allen Richtungen 
das Land durchkreuzen, so wie durch ein Eisenbahnnetz, das fast 5000
	        
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