Full text: [Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen] (Theil 1)

143 
zu vollenden. Er stieß auf das persische Heer bei Gaugamela 
(Dorf in Assyrien)*). Die macedonischen Feldherrn, erschrocken 
über die ungeheuere Macht der Perser, gaben dem Könige am 
Abend vor der Schlacht den Rath, den Feind lieber in der Nacht 
anzugreisen. Alexander aber antwortete: „Nein, stehlen will ich 
den Sieg nicht!" und legte sich sorglos zur Ruhe. Am andren 
Morgen weckte ihn Parmenio und sprach: „Du schläfst ja so fest, 
als wenn du gesiegt hättest!" ,,Glaubst du denn nicht^" ant¬ 
wortete Alexander, „daß wir schon so gut wie gesiegt haben, da 
Darms vor uns steht?" 
Der Kampf war sehr hartnäckig; die Perser fochten wie Ver¬ 
zweifelte : doch Alexanders Kriegskunst siegte. Durch diesen Sieg 
wurde er endlich Herr des großen persischen Reiches. — 
Darms floh, und Alexander zog nun in die reichen Städte 
Babylon, Susa und Persepolis ein, machte unermeßliche 
Beute und verbrannte, um Rache zu nehmen für die Verwüstung 
Athens durch die Schaaren des Lerxes, den Königspalast in Perse¬ 
polis (Pasargada). 
Alexander verfolgte den flüchtig gewordenen Darius unab¬ 
lässig. Da kam er einst in eine große Wüste, wo nirgend ein 
Tropfen Wasser zu finden war. Endlich hatte ein Soldat solches 
gefunden und brachte es in seinem Helme dem Könige. Als 
Alexander aber sah, daß seine Soldaten eben so wie er vor Durst 
lechzten, sprach er: „Soll ich der Einzige sein, der trinkt?" und 
goß das Wasser auf die Erde. Alle, die das sahen, bewunderten 
die Enthaltsamkeit ihres Königs, und riefen ans: „Auf, führe 
uns weiter, wir sind nicht müde, wir sind nicht durstig, wir halten 
uns nicht für sterblich, wenn ein solcher König uns führt." 
Der flüchtige Darius wurde endlich von seinem eigenen 
Staathalter, B e s s n s , welcher sich wahrscheinlich die Gunst Alexan¬ 
ders dadurch zu erwerben meinte, gefangen genommen, und sogar 
durch Dolchstiche tödtlich verwundet. Alexanders Reiter fanden 
den unglücklichen Perserkönig in seinen letzten Zügen. Sterbend 
*) Die hier 331 v. Chr. vorgefallene Schlacht, in welcher Alexander 
einen entscheidenden Sieg davon trug, wird gewöhnlich nach der 12 
Meilen von Gaugamela entfernten Stadt Arbela benannt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.