Full text: Das Deutsche Reich (Teil 3)

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„Fliegenden Blätter" und die „Münchener Bilderbogen!"), in hoher 
Blüte. Weiter hat aber München auch hochbedentsame Fabriken, welche 
Lokomotiven und Eisenbahnwagen herstellen und nicht nur die bayrischen 
Bahnen, sondern auch die Bahnen anderer Staaten mit Lokomotiven 
versorgen. Endlich wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß München 
große Brauereien besitzt, welche ihre Gebräue weit über Bayerns Grenze 
hinaus versenden. Am berühmtesten ist das Hosbräuhaus. 
4. München hat eine schöne Umgebung. Das gilt besonders 
von der Südseite. „Wandert man von München aus an der Isar tal- 
aufwärts, vorbei an den Wasserfällen mit ihrem stürmischen Tosen, ihrem 
Schäumen und Brausen, welch eiu wunderbarer Naturpark umgibt uns! 
Kaum vermag der Fuß das Dickicht des Waldes zu durchdringen, das 
hier in wahrer Urwaldfülle wnchert. Erreicht man endlich durch lichte 
Buchengänge das Hochufer, so schweift der erstaunte Blick hinüber zu 
den Hochgipfeln des Wettersteingebirges, dessen erhabenste Zinne, die 
Zugspitze, über lichtem Waldesgrün herüberarüA."l) 
Zur sachlichen Besprechung. 
a. Wie groß ist München? Es hat eine halbe Million Ein- 
wohner, ist also die drittgrößte Stadt Deutschlands. 
b. Wie ist es zu erklären, daß München in der Mitte 
einer Hochfläche, die wenig fruchtbar und arm an 
Bodenschätzen ist, sich zu einer so großen Stadt ent- 
wickeln konnte? Es hat das in erster Linie der Fürsorge sei- 
ner Fürsten zu danken, insbesondere den Königen Ludwig 1.2) 
und Max II., welche die prachtvollen Bauten begannen und 
die reichen Kunstsammlungen gründeten, die München zu einer 
der schönsten Städte Deutschlands erhoben.— Weiter ist München 
ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Hier kreuzt sich die 
Bahn, welche von Paris aus nach dem Morgenlande führt (Kon- 
stantinopel), mit dem Schienenweg, der von Berlin über die 
Alpen (Brenner) nach Italien Mailand) leitet.3) — Ferner haben 
*) Vergl. Bilderatlas zur Heimatkunde von Bayern von Enaleder und 
Di-. A. Geistbeck, München 1898. 
2) König Ludwig, der eigentliche Schöpfer Nen-Münchens, vereinigte bei der 
Lösung großartiger Aufgaben alle Künste uud knüpfte so zwischen ihnen wieder 
das Band inniger Gemeinschaft, das lange zerrissen war. Die Baukunst stand 
im Mittelpunkte, und die übrigen Künste schlössen sich ihr helfend und dienend an. 
Fast verloren gegangene Zweige der Kunst, wie z, B. die Freskotechnik und die 
Glasmalerei, wurden wieder belebt, kümmerlich geübte, wie die Bildnern in Erz, 
erhoben sich zu schwungvollem Betriebe, und eine neue Blüte des Kunsthandwerks 
schloß sich daran. 
3) Orientexpreßzug: Paris - München - Pest -Konstantinopel (3099 km in 
641/2 Stunden) und Nordsüdexpreßzug: Berlin-Leipzig-Hof-München-Brenner- 
Maüand (1257 km in 22y2 Stunden).
	        
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