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Selbsttätigkeit erzeugt worden ist, überdauert die kurze Schulzeit. Nur
ein solches drängt den Schüler dazu, selber weiter zu denken und weiter
zu streben. Nur ein solches Wissen ist eine Quelle geistigen Lebens, ein
Brunneu geistiger Kraft.
C. Sloffauswahl.
Durch den Geographieunterricht soll der Zögling nicht allein seine
engere und weitere Heimat kennen lernen, sondern auch weit über die
Grenzen seines Vaterlandes hinausgeführt werden, damit er auch eine
„übersichtliche Kenntnis der Erdteile, namentlich Europas, und die nötige
Einsicht in das Verhältnis der Erde zu deu übrigen Himmelskörpern
gewinnt." (Vergl. Lehrplan für die einfachen Volksschulen des König-
reichs Sachsen. § 6.) Das Gebiet, dem der erdkundliche Unterricht
seine Aufmerksamkeit zuzuwenden hat, ist also ein so umfangreiches, daß
von einer eingehenden Behandlung des gesamten geographischen Stoffes
von vornherein nicht die Rede sein kann und eine Auswahl getroffen
werden muß. Diese Auswahl ist mit besonderer Sorgfalt vorzuuehmen,
weil bei der Fülle des Materials die Gefahr sehr nahe liegt, daß Nn-
bedeutendes auf Kosten des allgemein Wichtigen zur Behandlung gelangt.
Wir fragen deshalb an erster Stelle:
I. Welche Erdränme sollen denn eine ausführliche
Betrachtung erfahren?
1. Sicherlich wird man zunächst die engere Heimat in eingehendster
Weise zu bearbeiten haben, denn „alles ist verloren, wenn nicht eine
gründliche Heimatsknnde für die rechten Wurzeln gesorgt hat." Das
Kind soll erst sehen lernen und das Gesehene erlernen. Der heimatliche
Himmel nnd die heimatliche Erde geben gar viel zu sehen, geben Ana-
loga von allein, was die Geographie ans ihren höheren Stufen bis zur
obersten hinauf vorbringt. (Stoy.) — Wie nutzbringend Heimatskunde
erteilt wird, zeigt Prüll in seinem Schriftchen: „Die Heimatskunde als
Grundlage für die Realien auf allen Klaffenstnfen." (18 Lektionen.)
2. Tie Heimatsknnde erweitert sich in gegliederten Anstalten im
4. Schuljahre zur Vaterlanbskunde. Der Zögling wird hinausgeführt
über die Grenzen des Gebietes, welches er vom nachbarlichen Hügel aus
mit deu Augen übersehen konnte, und welches er an der Hand seiner
Lehrer und Eltern durchwandert hat. Er erfährt, daß hinter den Heimat-
lichen Bergeu auch Leute wohnen und vervollständigt durch Betrachtung
eines abgeschlossenen lebendigen Ganzen die Vorstellungen, die er aus
unmittelbarer Anschauung heraus gewonnen hat.*)
*) Näheres über Theorie und Praxis der Vaterlandskunde enthält der 1. Band
des Präparationswerkes. (Das Königreich Sachsen.)