Die deutsche Flotte. 141
eben so energische als konsequente Fürst dasselbe nicht auf. Die günstige Ge¬
legenheit kam wieder. Im Jahre 1675 fielen die Schweden in die Mark ein,
und der Kurfürst fand sich bewogen, um diesen Feind zu beseitigen, auf der
Insel Seeland Kaperschiffe auf seine Kosten ausrüsten zu laffen. Er that dies
auf den Vorschlag eines auf Seeland wohnenden spekulativen, kühnen und mit
dem Handel sehr vertrauten Mannes, Benjamin Raule. Derselbe brachte in
nicht langer Zeit 20 schwedische Schiffe auf, die jedoch auf Verlangen der sich
einmischenden Holländer den Schweden wieder zurückgegeben werden mußten.
Eingang zu den großen Werftplätzen in Wilhelmshaven.
Raule wurde dafür vom Kurfürsten entschädigt, der ihn überdies zum Direktor
seiner Schiffe ernannte. Im nächsten Jahre mietete der Kurfürst von Raule
3 Fregatten und 6 Schaluppen, und dieses mit Kanonen reich gespickte Ge-
schwader lief im Mai in die Ostsee mit dem Befehl ein, die schwedischen Häfen
zu sperren, auf schwedische Schiffe zu kreuzen und den Dänen, welche mit
Schweden Krieg führten, auf der See Beistand zu leisten.
Die vereinigte brandenburgische und dänische Flotte errang auf der Höhe
von Jasmund bei der Insel Rügen einen vollständigen Sieg über die fchwe-
difche Flotte, und bei diesem Gefechte nahm die brandenburgische Flotte den
Schweden ein Kriegsschiff von 22 Kanonen und einen Brander von 8 Kanonen
weg, eroberte später auch noch eine Galeote. Bald darauf wurde die Ein-
schließung der pommerschen Häfen vorgenommen, und die brandenburgische
Flotte, welche unterdessen noch durch ein in Königsberg ausgerüstetes Schiff