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bereit Bergbau, Großlandwirtschaft, Großviehzucht und Großindustrie
zu 3, ja zu 4 Fünfteilen in den Händen der Deutschen liegt. Deutsche
Eisenbahnen, deutsch nach Kapital, Material, Intelligenz und Arbeit,
führen Hunderte von Kilometern lang durch Gebiete Südamerikas oder
Kleinasiens. Und wohnen nicht im Ungarischen Erzgebirge, im Winkel
zwischen Drau und Sau, Tausende von Deutschen? Ist nicht der
Bakonywald reich an deutschen Dörfern? Ist nicht das Banat, einst
das Grab der Ansiedler genannt, durch deutscher Hände Fleiß zu einer
Kornkammer Ungarns geworden? Retteten nicht deutsches Geld, deutsches
Blut, deutsche Tapferkeit und der Heldengeist eines Ludwig von Baden
und Prinz Eugen Ungarn aus der Schmach der Türkenherrschaft?
Leben nicht in Siebenbürgen 200000 Sachsen, von denen Matthias
Corvinus sagte, sie seien der ungarischen Krone vorzüglichstes Volk,
welches das Reich mit Städten und Dörfern zierte und durch seine
Tapferkeit des Landes Kraft, Stütze und Vormauer sei im fernen Osten?
Sind nicht unsere siegreichen Truppen, als sie die Grenzen Kurlands über-
schritten hatten, mitten im Feindesland auf Schritt und Tritt deutscher
Sprache, deutschem Glauben, deutscher Art und Sitte begegnet? Und
als die Truppen der deutscheu Südarmee über Ungarn her in die Kar-
pathen einrückten, fanden sie da nicht dort, wo sie eine fremde slavische
Bevölkerung vermutet hatten, deutsche Dörfer mit deutschem Namen, in
denen die liebe deutsche Sprache erklang, deutsche Luft wehte, blauäugige,
blonde Kinder um sie herumliefeu? Und als deutsche Kavallerieregi-
menter ins südöstliche Galizien vorrückten, nach Kolomea, Nadwörna usw.?
Da fanden sie auch dort deutsche Dörfer. Sie kouuteu in Kirchlein ein-
treten, in denen sie die Predigt in ihrer Muttersprache hörten, sie her-
bergten in deutschen Schulen und deutschen Bauernhöfen^). Unserer
Jugend soll das in Zukunft nicht vorenthalten werden. Dann umspinnen
feine Fäden nationalen Gefühls auch die Fremde. — Besondere Auf¬
merksamkeit ist bei der Behandlung der Ferne den deutscheu Kolo-
nien und deren wirtschaftlicher Bedeutung zuzuwenden, denn jeder
Deutsche soll wissen, wie sie die Natur ausgestaltet hat, inwieweit sie
eine Stütze des Reiches sind, und was wir in Zukunft bei steigender
Kultivierung von ihnen noch erwarten dürfen, wenn unsere Flotte weiter
erstarkt, unser Kabelnetz ausgedehnter, unsere Kohlenstationen zahlreicher
werden. Jeder Deutsche muß schon in der Schule lernen: Wir brauchen
Kolonien. Wir brauchen sie als Ansiedelungsgebiete für unseren
Bevölkerungsüberschuß, wir brauchen sie als Pflanzungsgebiete für
Kolonialwaren, damit wir nicht mehr mit der Versorgung von Baum-
wolle, Kaffee, Kakao, Gewürzen so sehr von anderen Staaten abhängig
sind wie bisher, wir brauchen sie endlich als Absatzgebiete für unsere
Industrie. Der Weltkrieg hat uns ja warnend vor Augen geführt, in
*) Vgl. Zöckler, Das Deutschtum in Galizien,