Full text: Das deutsche Vaterland (Teil 2)

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So pflege ich weiter, um den Schülern eine Vorstellung von hohen 
Bergen der Ferne zu übermitteln, an der Wandtafel in einem Liniensystem 
mit gleichen Abständen den höchsten Berg der Heimat (Kuhberg bei 
Netzschkau 510 m), den des engeren Vaterlandes (Fichtelberg 1200 m), 
die Zugspitze (3000 m), den Montblanc (4800 m) und den Mt. Everest 
(8800 m) nebeneinanderzustellen. 
Entfernungen veranschaulicht man am besten durch Angabe des 
Fahrpreises und der Dauer der Eisenbahnfahrt, wenn es sich um Ent- 
sernungen innerhalb Europas handelt, aber durch Augabe der Tagesmärsche, 
Kamel- oder Pferderitte, die zur Erreichung des Zieles nötig find, wenn 
die Riesenausdehnungen der Wüsten, Steppen, Wälder oder Gebirgs- 
ketten fremder Erdteile in Frage kommen. 
Auch hinsichtlich der Erklärung geographischer Namen, der 
man in neuerer Zeit größere Aufmerksamkeit als früher zuwendet, ist 
Maß zu halten. Die Kinder sollen nur dann mit der Bedeutung der 
geographischen Namen bekannt gemacht werden, wenn die Deutung des 
Namens sichergestellt, bedeutungsvoll und so naheliegend ist, daß sie 
das Verständnis unterstützt, ohne das Gedächtnis aufs neue zu belasten. 
Wir werden also den Kindern sagen, daß Znider-See — Südsee (Im 
Gegensatz zur Nordsee!), Mosel — Kleine Maas, Bretagne — Klein- 
Britannien bedeutet, wir werden sie aber mit der Erklärung von Monaco 
(— Einsame Wohnung) oder Archangel (= Stadt des Erzengels Michael) 
verschonen. 
Wenn wir diese Grundsätze bei unserem Unterrichte immer beachten 
und nicht immer in den Fehler verfallen wollten, alles das, was der 
Lehrer weiß und wissen muß, an die Kinder heranzubringen, so würden 
wir mehr Zeit haben, das wirklich Wichtige eingehend und warmherzig 
zu behandeln, wir würden weniger Schul- und mehr Lebenswerte über- 
Mitteln. 
0. Die Bearbeitung des Lehrstoffes. 
Aus unserem Prinzip: „Der Unterricht in der Erdkunde soll ein 
Stück nationaler Erziehung sein", lassen sich aber nicht nur für die Aus- 
wähl, sondern auch für die Bearbeitung des Lehrstoffes bedeut- 
same Richtlinien gewinnen. Ich sagte am Eingange, daß unsere heran- 
wachsende Jugend durch den erdkundlichen Unterricht mit einer großen 
und warmen Liebe erfüllt werden soll zu ihrem freien und schönen 
Vaterlande. Dazu ist es aber nötig, daß sie von den charakteristischen 
Teilen des Vaterlandes, von Land und Leuten, eine naturwahre, 
warme Auffassung gewinnt, denn ohne eine solche kann eine echte 
und rechte Vaterlandsliebe gar nicht entstehen. Wie aber verhelfen wir 
den Kindern zu einer solchen naturwahren Auffassung von Land und 
Leuten?
	        
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