Augustus 30 v. Chr. bis 14 n. Chr.
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Stämme, voran die Cherusker, unter Arminius und vernichteten
sein Heer in der Schlacht im Teutoburger Walde. Zum dritten 9».Chr.
Male übernahm Tiberius jetzt das Kommando am Rhein, verzichtete
aber auf Unterwerfung der Aufständischen und begnügte sich damit,
die Rheingrenze zu sichern.
§ 151. Regententätigkeit. Den Schutz des Reiches bildete das Heeru.Floite
Heer, ein Heer von Berufssoldaten, welche 16 — 25 Jahre dienten
und dann mit einem Bauernhof versorgt wurden. Die Zahl der
Legionen betrug bei Augustus' Tode 25; mit den leichten Hilfs¬
truppen der unterworfenen Stämme zählten sie etwa 250000 Mann.
Sie lagen zumeist an den Reichsgrenzen; die kaiserliche Garde der
Prätorianer stand in Rom. Eine starke Flotte, deren Häfen Mise-
num und Ravenna waren, sicherte den Frieden auf den Meeren.
Dem Verkehr dienten Straßenanlagen; insbesondere wurden Verkehr,
mehrere Straßen über die Alpen hinübergeführt. Den Provinzen
kam es zu gute, daß im ganzen Reiche unter Agrippas Leitung
eine Katasteraufnahme und Vermögensschätzung stattfand, dieselbe, Soziale
welche in der Erzählung des Evangeliums von der Geburt Christi Maßregeln,
erwähnt wird; so wurde eine gerechtere Verteilung der Grundsteuer
ermöglicht. Ein wesentlicher Fortschritt war es auch, daß die Statt¬
halter von nun an Gehalt erhielten und Erpressungen streng ge¬
ahndet wurden. Einen besonderen Gegenstand der Fürsorge bildete
die niedere Bevölkerung in Rom: Augustus übernahm die Verpfle¬
gung der Hauptstadt mit Getreide, ließ an die Armen große Geld¬
summen austeilen, im ganzen 600 Mill. Sesterzen (130 Mill. Jt),
und versorgte durch Anlage von Kolonien viele römische Bürger mit
Land. Zugleich schmückte er die Hauptstadt durch schöne Bauten,
während er andererseits eine strenge Straßenpolizei einführte. Die
öffentliche Sittlichkeit bemühte er sich zu heben durch Gesetze gegen
Luxus und Ehebruch; der zunehmenden Ehelosigkeit suchte er zu steuern, Sorge für
indem er für solche, die mehrere Kinder hatten, gesetzliche Begünsti- ^SSgton“'
gungen, z. B. bei Ackeranweisungen, anordnete. Er war endlich be¬
strebt, die Verehrung der Götter wieder zu beleben, insbesondere des
Apollo, der Venus und des Mars, der Götter der jütischen Familie.
Ebenso war er ein Gönner der Dichtkunst. Damals dichtete Dichtkunst u.
P. Vergilius Maro seine Hirtengedichte (Bukolika), ein Lehrgedicht Wissenschaft,
über den Landbau (Georgika) und besonders ein nationales Epos,
die Äneide1). P. Ovidius Naso, der später in die Verbannung
1) Vergil starb auf einer Reise in Calabrien und wurde in Neapel
begraben. Seine Grabschrift lautete:
Mantua me genuit, Calabri rapuere, tenet nunc
Parthenope; cecini pascua, rura, duces.
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte. III. Teil. 3. Aufl. 10