— 9 —
Iii der Prov, Brandenburg liegt an der Oder Frankfurt a. O., eine
bedeutende Handelsstadt mit drei Messen. Wichtige Eisenbahnen kreuzen sich
hier, Oder u. Elbe befördern den Verkehr. Leder, Rauchwaren u. Tuch
sind Hauptartikel des Handels. Die Braunkohlen der Umgebung haben
es auch zu einer Fabrikstadt gemacht (Maschinen, Stahlwaren, Steingut,
Branntweinbrennerei). Eine Festung ersten Ranges ist Küstrin, geschützt
durch Oder, Warthe u. tiefe Wiesengründe,
Die Warthe, recht eigentlich ein Zwillingsstrom der Oder (paralleler
Lauf, gleich an Wasserreichtum u. Stromentwicklung, Lauf im Tieflande,
mooriger, aber urbar gemachter Boden), schließt Posen an das Strom-
gebiet der Oder an, 1. Die Provinz ist der ebenste Teil Deutschlands, sie
bildet eine 80—120 m hohe Platte, die nur von den tief eingeschnittenen
Flußtälern gegliedert wird. 2. Posen ist die polnische Provinz, sie gehörte
früher zum Königreich Polen, die Einwohner sind daher über die Hälfte Polen
(polnisch u. katholisch ist hier gleichbedeutend). Damit hängt es zusammen,
daß der Bauernstand fehlt; der meiste Grundbesitz gehört Rittergutsbesitzern,
die Schafzucht auf den weiten, brach liegenden Fluren treiben. Die er-
bauten Kartoffeln werden zu Branntwein verarbeitet. Bei dieser Boden-
Verteilung ist die Bevölkerung nur gering, daher ist wenig Industrie vor-
handen, Die Deutschen wohnen verwiegend in den Städten. Die Hauptstadt
ist Posen, eine starke Festung. Sie treibt Handel u. Industrie (Branntwein-
brennerei, Mullerei). Die zweite Stadt ist Bromberg an dem Kanal zwischen
Weichsel n. Oder, eine wichtige Handelsstadt (Flößholz, Getreide, Kohlen).
Die N'tze sammelt die Gewässer aus dem größern Teil von Pommern.
1. Es gehört zur norddeutschen Tiefebene n. ist der niedrigst gelegene Teil
Deutschlands, wird jedoch von der seenreichen Pommerschen Seenplatte
durchzogen, die die Wasserscheide zwischen Ostsee u. Oder bildet. Gegen die
Überschwemmungen des Meeres schützen die Dünen, das sind Sandgebirge,
die meist in drei Rücken vom Sturme aufgebaut werden. Sie bringen aber
Gefahr, da sie „wandern". Um sie festzulegen, werden hohe Reisigzäune
aufgestellt, Dünenhalm n. Strandhafer überziehen sie mit einem dichten
Wurzelflechtwerk, auch Kiefern werden angepflanzt. 2. Über die Hälfte der
Provinz ist Ackerland, das selbst mehr noch als in Posen Großgrundbesitzern
gehört. Daher ist auch hier die Landwirtschaft vorherrschend (Weizenbau,
Kartoffel-Branntweinbrennerei, Gänsezucht). Bedeutende Industrie hat nur
Stettin (Eisengießerei, Schiffsbauanstalt für Kriegsschiffe), der erste See-
Handelsplatz Preußens (Ausfuhr: Getreide, Mehl; Einfuhr: Petroleum,
Heringe). Wichtigen Fischhandel treiben Stralsund u. Kolberg.
Zu Pommern gehört die größte deutsche Insel: Rügen; sehr stark
zerrissen; der NO besteht aus Kreidegebirge, dessen steiler Abhang (Stubben-
kammer = Felsenstufen) eine prächtige Aussicht auf das Meer bietet.
Erwerbszweige der Bewohner sind Heringsfang u. Fremdenverkehr (See-
bad Saßnitz).
Das Stromgebiet der Weichsel.
Die Weichsel entspringt in Ostreich auf den Beskiden, geht in einem
-weiten Bogen durch Polen, tritt bei der Festung Thoru in die preußische
3*