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Schneeschmelze u. langen Regenzeiten. Der wildeste aller sächsischen Flüsse
ist die Zfchopan, die von ihrer Quelle bis zur Mündung 900 in fällt.
Ihr Name bedeutet die Tosende. Nur zweimal läßt sie sich von Hinder-
nissen zu Bogen zwingen, sonst stürmt sie „gerade durch". Wo die Flüsse
aus dem eigentlichen Gebirge in das Hügelland eintreten, erweitern sich
ihre Täler zu flachen Mulden, in denen sich bedeutende Industriestädte
entwickelt haben.
An der Freiberger Mulde liegt die Berghauptstadt Freiberg, die dem
Flusse den Namen gegeben hat. Der wichtigste Nebenfluß ist die Zschopau
mit der Flöha. Die Zschopau hat ihre Quelle an den Abhängen des
Fichtelberges; an einem der ihr zufließenden Bäche liegt Annaberg, die
Posamentenstadt. Auf steilem Felsenberge liegt Wolkenstein mit altem
Schlosse, dabei Warmbad mit der wärmsten Quelle Sachsens (300 C.).
Wieder auf einem Berge liegt Zschopau, am Wasser haben sich der Stadt
zu Füßen einige Fabriken angesiedelt. Abseits vom Flusse thront Augustus-
bürg, ein altes mit 1000 Tierköpfen geschmücktes Jagdschloß. Sein Brunnen
ist 190 in tief in den harten Felsen gearbeitet. In der sich nun öffnenden
Mulde liegt Frankenberg, eine Webereistadt. An der Flöha liegt Olbernhan.
In der Kreishauptmannschaft Leipzig vereinigt sich mit der Freiberger
die Zwickauer Mulde, die in zwei großen Bogen die Zwickaner Kreishaupt-
Mannschaft durchfließt. Bekannt sind uns an ihr bereits das Arzneidorf
Bockan, an der Mündung des Schwarzwassers Aue (Nickelfabrik, Fach-
schule für Blecharbeiter), an diesem Bache Schwarzenberg (Eisengewinnung),
auf den Höhen an der Mulde Schneeberg u. Lößnitz. Wo die Mulde
nach W umbiegt, liegt das Schloß Stein; in dessen Nähe befindet sich die
Prinzenhöhle. Nun öffnet sich das Tal immer weiter, am linken Ufer
breitet sich Zwickau (56000 Einwohner) aus, der Mittelpunkt eines aus-
gedehnten Steinkohlenbeckens. Der Name der Stadt bedeutet Markt-
platz, sie entstand an der Straße von Leipzig nach dem 8 Deutschlands.
Hier ruhten die Kaufleute nach der anstrengenden Gebirgswanderung.
Bald siedelten sich auch Gewerbtreibende, besonders Messerschmiede n.
Tuchmacher an. Im letzten Jahrhundert blühte sie auf durch die Auf-
findung der Kohlen. In etwa 50 Schächten wird das schwarze Gold
abgebaut, und jährlich werden von 15000 Bergleuten um 60 Mill. Zentner
zu Tage gefördert. Der Kohlenbergbau ist noch mühsamer n. gefährlicher
als der Erzabbau. Die Hitze in der Erde, die „bösen Wetter", schlechte Luft,
die Erstickung droht, Entzündungen gefährlicher Gase, der Kohlenstaub usw.
gefährden das Leben der Bergleute. Wo es Kohlen gibt, fiedeln
sich auch Fabriken an, Zwickau besitzt Glas-, Porzellan-, Steingut- u.
Maschinenfabriken. Steinzeugplatten für Bürgersteige, Röhren, Gußsteine
zu FnßbodenMtten werden hergestellt. In der Nähe liegt Cainsdorf mit
dem größten Eisenwerke Sachsens. Die umliegenden Dörfer sind ebenfalls
durch den Kohlenbau groß u. reich geworden, man erntet über u. unter der
Erde; daher gehört die Zwickauer Gegend zu den am dichtest bewohnten
Gebieten Deutschlands.
Weiter stromabwärts liegt Glauchau, auf mehreren Hügeln erbaut,
so daß die Straßen auf und ab führen. Ein stattliches Schloß der Fürsten