Full text: Das Königreich Sachsen ([1])

— 18 — 
von Schönburg, denen früher die Stadt u. weite Umgebung als Fürsten- 
tum gehörte, beherrscht die Stadt. Glauchau ist eine Webereistadt, 
gefertigt werden vorwiegend Stoffe für Damenkleider u. -Mäntel n. Futter- 
ftoffe für Überzieher. Etwas nordwestlich liegt Meerane, noch unfreund- 
licher n. winkeliger gebaut als Glauchau. Hier werden dieselben Stoffe 
angefertigt. An der Pleiße liegen Crimmitschau u. Werdau, ebenfalls 
Fabrikstädte. Hier wird besonders Wolle zu Tuch u. Buckskiu verarbeitet. 
Der Zwickauer Mulde fließt die Chemnitz zu, die aus zwei Gebirgs- 
bächeu entsteht. An ihr liegt Chemnitz (207000 Einwohner), Sachsens 
größte Fabrikstadt. Schon von weitem kündet sie sich an durch die 
Rauchwolke, die über ihrem Wald von Essen schwebt. Durchschreitet mau 
ihre Straßen, so fällt besonders der Lärm ans, den ihre Maschinenfabriken 
verursachen. Die wichtigste ist die „Sächsische Maschinenfabrik", begründet 
von dem Elsässer Schmiedegesellen R. Hartmann. Sie bildet mit etwa 
90 Gebäuden und weit über 4000 Arbeitern eine Stadt für sich. Hier 
werden Lokomotiven, allerlei Dampfmaschinen-, -Kessel, -Pumpen, Werk¬ 
zeug- u. Spinnmaschinen, Webstühle usw. angefertigt. An zweiter Stelle steht 
die Verarbeitung der Baumwolle. Die gereinigte Baumwolle wird in 
weiche Flocken verwandelt, zu Garusäden versponnen u. dann zu Barchent, 
Kattun, zu halbseidnen Kleider- n. Möbelstoffen usw. verwebt. 3. ist 
Chemnitz (u. die umliegenden Orte, z. B. Limbach) Hauptsitz der Strumpf- 
Wirkerei. Auf Strumpfstühlen werden Strümpfe, Unterhosen, Jacken, 
Handschuhe u. andere Bekleidungsstücke hergestellt. 4. Berühmt ist die 
Anfertigung von Turn- u. Feuerlöschgeräten. 5. Chemnitz hat viele Schulen 
für Weberei u. Zeichnen. Chemnitz besitzt lebhaften Verkehr, schon in alter 
Zeit kreuzten sich hier die Dresden-Zwickauer u. die Böhmisch-Leipziger 
Straße, jetzt treffen sich hier fünf Hauptlinien des sächsischen Eisenbahnnetzes. 
Das Vogtland. 
Der SW der Zwickauer Kreishauptmannschaft heißt das Vogtland. 
Es gehörte früher dem deutschen Kaiser, der es von einem Vogte verwalten 
Ueß. Im Jahre 1569 kaufte es der Kurfürst (so hießen die Markgrafen 
später) Vater August u. vereinigte es mit Sachsen. Das Ländchen bildet 
eine nach N geneigte, wellige Hochfläche, die tief eingeschnittene Flußtäler 
zeigt. Im 3 erhebt sich das dicht bewaldete Elstergebirge, dessen höchster 
Berg der Kapellenberg ist. An seinem Abhänge entspringt die Weiße Elster, 
die das Land durchzieht. Im untern Vogtlande sind die Wälder aus- 
gerodet (die vielen Namen auf reut erinnern daran), n. Wiesen sind an ihre 
Stelle getreten (daher viele Orte auf grün). Im obern Vogtlande knüpft 
daher die Beschäftigung au den Wald an (Holzfäller, Köhler, Picher, 
Rußbuttenmänner, Holzverarbeitung), im untern herrscht dagegen Land- 
Wirtschaft (hier wurden die Kartoffeln zuerst in Sachsen angebaut) u. Vieh- 
zucht (besonders berühmt die buntscheckigen Rinder). Dazu gesellt sich eine 
lebhafte Industrie in den Städten. 
Weltbekannt sind die Orte Markneukirchen n. Klingenthal durch 
die Herstellung von Musikinstrumenten aller Art. Fast nach allen Ländern 
der Erde werden von hier aus Geigen, Blasinstrumente aus Holz u. Blech,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.