Full text: Das Mittelalter (Theil 2, [Schülerband])

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Durch Arbeitsamkeit und größere Nachgiebigkeit gegen den väterlichen 
Willen erwarb sich der Kronprinz später volle Verzeihung. 
E Als Friedrich II den Thron bestieg, zeigte sich, daß er trotz seiner 
Liebe zu den Künsten und Wissenschaften die Wege des Vaters nicht 
berlassen wolle. An Sparsamkeit kam er ihm ziemlich gleich und ebenso 
wenig mied er eine Anstrengung, wo es das Gedeihen des Staales 
galt. Er arbeitete mit einer seltenen Ausdauer und zwang seine Be- 
ämten, je höher sie gestellt waren, zu einer desto größeren Anspannung 
ihrer Kräfte, so daß seine Minister eher zu bemitleiden als zu beneiden 
waren. Seine vorherrschende Neigung wandte er der franzöfischen 
Literatur zu und knüpfte deshalb mit den hervorragendsten Vertretern 
derselben theils einen brieflichen Verkehr an, theils zog er mehrere 
französische Gelehrte, darunter den berühmten Voltaire, in seine un- 
mittelbare Nähe. Welche ausgezeichneten Leistungen er durch seine 
großen Feldherrngaben auf dem Schlachtfelde zuwege brachte, ist bereits 
erzählt worden. 
. Durch den Gewinn von Schlefien, durch die Erwerbung von fast 
ganz Westpreußen bei der ersten Theilung Polens und durch die 
Geltendmachung seiner Erbansprüche auf Ostfriesland vergrößerte er 
die preußische Monarchie um 1325 [Meilen und befähigte so seine 
Nachfolger eine ebenbürtige Stellung unter den europäischen Groß- 
mächten einzunehmen. 
§ 20 Frankreich (1715-1789). 
Ludwig XIV hinterließ seinem unmündigen Urenkel und Nach- 
folger Ludwig XV (1715-1774), der Anfangs unter Vormundschaft 
regierte, eine Schuldenlast von 3000 Millionen Livres. Die Versuche 
der Regentschaft, die finanziellen Uebelstände zu beseitigen, mißglückten 
gänzlich und führten nur eine größere Verarmung des Volkes herbei. 
Als der König die Regierung selbst übernahm , gestalteten sich die 
Finanzzustände des Staates noch trauriger, theils war daran die 
Theilnahme des Königs an allen europäischen Kriegen, theils seine eigene, 
höchst verschwenderische Lebensweise Schuld. 
Was die Kriege betrifft, so betheiligte sich Ludwig zuerst an dem 
holnischen Thronstreite (1733-1738), bei dem er Lothringen gewann, 
später an dem österreichischen. Successsionskriege ( 174001748 ) und 
zuletzt gab sein Streit mit England Anlaß zu dem erschöpfenden fieben- 
jährigen Kriege, in dem er zu Land wie zur See wiederholte Nieder- 
lagen erlitt. Er mußte deshalb im Pariser Frieden (1763) Canada, 
mehrere westindische Inseln und die Befitzungen am Senegal an England,
	        
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