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häuslichen Arbeit, insbesondere dem Spinnen, Gedeihen. Sie erichreckt aber auch die
Leute, wenn sie an der Spitze des wütenden Heeres durch das Land fährt, wie es in
der Sage vom getreuen Eckart geschildert wird. Den Fleiß belohnt und die Faulheit
bestraft sie; das erzählt z. B. das Märchen von Frau Holle. Der Meißner scheint,
wie der Hörselberg in Thüringen, ihre Hauptstätte gewesen zu sein. Manche Örtlich-
keiten am Meißner erinnern daran, daß seine Umwohner hier der Göttin Hulda dienten.
An der Ostseite des Berges befindet sich der Frauhollenteich, nahe dabei der Schlacht-
rasen, der Altarstein nnd der Gottesborn. Der Frauhollenteich, welcher an der Ecke
einer sumpfigen Waldwiese liegt, ist nur noch zur Regenzeit mit Wasser angefüllt.
In demselben wohnt die Frau Holle inmitten schöner Gärten mit Blumen und Früchten;
sie liebt überhaupt den Aufenthalt in Teichen und Brunnen. Manche hören aus der
Tiefe finsteres Rauschen und Glockengeläute. Auf dem Schlachtrasen soll man die
Opfertiere geschlachtet und auf dem Altarstein sie verbrannt haben; das zum Opfer
nötige Wasser holte man aus dem Gottesborn. Noch jetzt sagen die Anwohner des
Meißner, wenn der Berg umnebelt ist: „Frau Holle hat Feuer im Berge", und wenn
es schneit: „Frau Holle schüttelt ihr Bett."
In dem Winkel zwischen den Flüssen Werra und Fulda liegt der
Kaufnngerwald, welcher nur halb zu Hessen gehört. Seine höchste Kuppe
bildet der Bilstein mit schöner Fernsicht.
b) Wir betrachten nun die Geb'irge westlich der Fulda.
An die Ausläufer des Vogelsbergs schließt sich nordöstlich das Knüll-
gebirge an. Sein höchster Punkt ist das kahle Knüllköpfchen. Der
Knüll bildet eine öde Hochfläche und hat neben Sandstein auch viel Basalt.
Nördlich vom Knüllgebirge breitet sich bis zur Fulda hin das Hom-
berger Bergland aus. Dasselbe enthält Eisenerze und Braunkohlen.
Im Nordwesten ist der Vogelsberg durch ein Hügelland mit den ober-
hessischen Gebirgen verbunden. Oberhessen nennt man den westlichen Teil
unsers Bezirks. Die oberhessischen Gebirge sind das Hainagebirge mit
dem Kellerwald, der Burgwald und die Lahnberge. Das Hainagebirge
mit dem Hohen Lohr und der östlich als lauger Rücken sich anschließende
Kellerwald sind Waldgebirge. Besonders trägt der Kellerwald prächtige
Eichen- und Buchenwälder. Sein Inneres ist reich an Eisenerzen. Der
Voden beider Gebirge besteht ans Tonschiefer und Granwacke. Südwest-
lich von diesen Gebirgen ist der niedrigere Burgwald gelegen. Derselbe
bildet eine fast ganz mit Wald bedeckte Hochfläche. Noch geringer an Höhe
sind die Lahnberge, welche sich als schmaler bewaldeter Wall an der Ost-
feite der Lahn hinziehen und besonders gegen diesen Fluß hin steil abfallen.
In Niederhessen, dem nördlichen Teile Hessens, steigt westlich von
der Hauptstadt Kassel der Habichtswald, eine Basaltmasse, frei empor'
Sein höchster Gipfel ist das Hohe Gras. An der steilen, schönen Ost-
seite liegen die Gebäude und Anlagen des berühmten Lustschlosses
Wilhelmshöhe.
Den nördlichsten Teil des Hessischen Berglandes bildet der Reinhards-
Wald zwischen dem Weserstrom und dem Diemelfluß. Dieses nicht hohe