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war nach der Sage folgende: Die hl. Jungfrau erschien dem Abte Hermann im
Traume und zeigte demselben im Nistertale eine Stelle, wo mitten im Winter Blumen
erblühten. Maria bezeichnete hierdurch die Stätte, an welcher sie ein Gotteshaus er-
baut haben wollte. Des andern Tages begab sich der Abt trotz Schnee und Kälte
zum Grafen Heinrich und brachte ihm diese Kunde. Auf des Abtes Bitten folgte
ihm der Graf durch das Nistertal. Dem Lause des Baches nachgehend, kamen sie
auf einmal an eine Stelle, an der im tiefen Schnee ein Weißdornbusch in herrlichster
Blüte stand. Staunend schaute der Graf das Wunder an und gelobte, an dieser
Stätte den Bau eines Klosters bald zu beginnen. — Die Abtei konnte 1226 bezogen
werden. Sie wurde der hl. Jungfrau geweiht und nach ihr Marienstatt genannt.
* Südwestlich von Hachenburg an der Kölnischen Straße steht ein
Denkstein zur Erinnerung an den französischen
"General Marcean').
Im Jahre 1796 nahm das von den Österreichern bei Limburg und Diez ge-
schlagen? französische Heer seinen Rückzug über Hadamar und den Westerwald. Der
junge, erst 25 Jahre alte General Marceau wollte Hadamar in Brand stecken lassen,
um seinen Rückzug zu decken. Justizrat Schenk in Hadamar, ein ehrwürdiger Greis,
bat den General persönlich um Schonung der Stadt. Da seine Vorstellungen nichts
fruchteten, geriet er mit demselben in einen heftigen Wortwechsel. Marceau, erbittert
durch die erlittene Niederlage, vergaß sich infolgedessen so, daß er den alten Mann
an sein Pferd binden ließ und ihn eine Strecke weit durch das Städtchen mit sich
fortschleppte. Als ihm aber der Greis mit ernster Stimme zurief: „Junger Mann,
deine Zeit ist nicht mehr ferne", da wurde der General ergriffen, sah dem Alten mit
stummem Staunen nachdenklich ins Gesicht, löste seine Fesseln und verschonte die Stadt.
Indessen gingen die prophetischen Worte des greisen Beamten bald in Erfüllung.
Wenige Tage darauf wurde Marceau am Höchstenbacher Walde, als er einige Augen-
blicke sein Pferd anhielt, von einem Tiroler Scharfschützen erschossen.
16. Dillkreis.
Der Kreis wird von der Dill und ihren Nebenbächen durchflössen.
Im Westen reicht er bis zum Hohen Westerwald; östlich des Flüßchens
Dill finden wir Berge, die zum Nothaargebirge gehören, z. B. die Eschen-
bürg. Dillenbnrg, Kreishauptstadt im freundlichen Dilltale, hat 5 400
Einwohner, ein Gymnasium, ein Lehrerseminar, eine Bergschule, eine
Handelskammer und das hessen-nassanische Landesgestüt. In der Umgegend
sind viele Berg- und Hüttenwerke, besonders im Scheldctal, durch das auch
eine Bahn führt. Dillenburg war ehemals Residenz der Fürsten von
Nassatl'Dillenberg.
Tic Oranier. Wilhelm der Verschwiegene.
Die Fürsten von Nassan-Dillenburg erbten im 16. Jahrhundert das Fürsten-
tum Orange oder Oranien in Frankreich, weshalb sich ein Zweig derselben Fürsten
von Nassau-Oranien nannte. Die Oranier haben sich um die Befreiung der Nieder-
lande hoch verdient gemacht. Der eigentliche Befreier war Graf Wilhelm der Ver-
schwiegene, auch Prinz von Oranien genannt. Er wurde am 25. April 1533 auf dem
Schlosse zu Dillenburg geboren. Von einem Vetter, der in großer Gunst bei Kaiser
Karl V. stand, hatte er Besitzungen in den Niederlanden geerbt. Mit diesen erbte
er auch die Gunst des Kaisers. Im 11. Lebensjahre kam Wilhelm an den kaiser-
i) Sprich: Marsoh.