Full text: Heimatkunde der Stadt Magdeburg und ihrer nächsten Umgebung ; für den Schulgebrauch

20 II Kreis: Der Heimatort. 
der Rückseite steht die Widmung: „Dem ersten Kanzler des neuen Reiches, 
in Verehrung Magdeburgs Bürger." Das ganze Denkmal ist 8 m hoch, 
davon entfallen auf das Standbild 4,25 in. Granitpfosten mit Kettengehängen 
fassen das Denkmal ein. 
Das goldene jDflugeisen. 
An der Stelle des „goldenen Pflugeisens" am Breitenwege stand einst 
eine einfache Herberge. Sie gehörte zu dem nördlichen Vororte Magdeburgs; denn 
die Stadt reichte damals nur bis in die Gegend des heutigen Ratswageplatzes. 
In der Herberge suchte eiumal ein armer Handwerksgesell, namens Kaspar, 
Unterkunft. Er hatte aber keinen Pfennig Geld, um Hunger und Durst zu stillen. 
Da nahm sich des Wirtes Tochter Brigitte seiner an und versorgte ihn mit Speise 
und Trank. Er versprach, später seine Zeche zu bezahlen, und ließ als Pfand ein 
altes Pflugeisen zurück. Es war ein Erbstück der Familie und sollte, so glaubte 
man, dem Eigentümer Glück bringen. — Jahre vergingen. Brigittens Vater starb, 
und Brigitte hatte mit Not und Sorgen zu kämpfen. Das Pflugeisen bewahrte sie 
aber getreulich auf als Erinnerung an bessere Zeiten. 
Eines Abends trat ein fremder Reitersmann von stattlichem Aussehen in die 
Wirtsstube. Er begrüßte Brigitte herzlich und gab sich als Kaspar zu erkennen, 
dem sie einst Gutes erwiesen hatte. Beim Abschied legte er ein großes Geldstück 
als Bezahlung der alten Zeche auf den Tisch. Das Psiugeisen aber wollte er am 
andern Tage mit sich nehmen, und Brigitte stellte es hinter den Schenktisch. Dort 
fiel es dem Nachbar Waffenschmied auf, er nahm es in die Hand und verwunderte 
sich über die ungewöhnliche Schwere. Ein anderer Gast, ein Goldschmied, prüfte 
es mit ebenso erstaunten Augen. Jeder suchte nun Brigitte heimlich zu überreden, 
das alte Gerät ihm zu überlassen. Aber sie wollte es nur dem Reitersmann aus- 
liefern, der ja versprochen habe, wiederzukommen. Bald darauf kam auch Kaspar, 
und sogleich berichtete ihm Brigitte, wie sie dem Drängen der beiden widerstanden 
hätte. Er lachte lustig und fragte scherzend den Waffenschmied und den Goldschmied, 
wieviel sie ihm für das alte Eisen zahlen wollten. Nun überbot einer den anderen. 
Plötzlich machte ein Fremder, der inzwischen herangetreten war, ein Gebot von 
tausend Goldgulden. Er hatte den Wert des alten Pflugeisens erkannt, es bestand 
aus reinem Golde. Nun wurde ein Sachverständiger gerufen, und dieser schätzte 
das goldene Gerät auf dreitausend Goldgulden. 
Kaspar verkaufte die goldene Pflugschar und wurde dadurch ein reicher Mann; 
er gab den Reitersdienst auf und vermählte sich mit Brigitte. Sie ließen sich ein 
neues, schöneres Haus bauen und über dem Eingang das Bild eines „goldenen 
Pflugeisens" anbringen als Gedenkzeichen an ihr Glück. 
Der Lindwurm und Rothensee. 
Da, wo jetzt die Große Schulstraße in den Breitenweg einmündet, stand der 
Sage nach eine Burg, die zum Schutze der Stadt dienen sollte. Der Burgherr 
Wilderer von Wildburg hatte eine Tochter, namens Berta, die so schön war, 
daß viele Ritter von nah und fern sich um ihre Hand bewarben, aber immer ver- 
gebens. 
i) Nach W. Leinung und R. Stumvoll: „Aus Magdeburgs Sage und Ge- 
schichte." Verlag von Julius Neumann, Magdeburg, 1894.
	        
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