Full text: Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben

48 Ortskunde. 
an der Stelle der frühern kleineren Kirche. Der Bau blieb unvollendet, so daß der 
Papst Sixtus IV. im Jahre 1476 einen Ablaßbrief für den Weiterbau erlassen 
mußte. In dieser Kirche hing an einem Pfeiler die Teufelsmütze, eine alte Eisen- 
Haube, welche der Teufel daselbst hängen ließ, als er bei dem Pfarrer beichten wollte 
von diesem aber verscheucht durch ein Fenster entwich. 
Auf dem Turm der Johanniskirche hängen vier Glocken, von denen die von 
Georg Schreiber im Jahre 1657 gegoffene die größte Glocke im Kreise Calbe ist. 
Die infolge eines Sturzes beschädigte und daher umgegossene Stundenglocke trug die 
Inschrift: To allen stunden bin ick lut. 
Vor dem Ascherslebeuer Thore befindet sich das Hospital St. Johannis, ver- 
einigt mit dem in Alt-Staßsnrt vorhandenen Hospital St. George. Die St. Petri- 
Kirche in Alt-Staßsnrt, welche ebenfalls auf ein sehr hohes Alter zurückwies, wurde 
als baufällig vor einem Jahrzehnt abgebrochen. Sie stand in der Petrikirchstraße. 
Ein prächtiger, geräumiger Neubau wurde dafür auf dem Königsplatz aufgeführt. 
— Vollendet ist letzt anch die romantisch gelegene, neuerbaute katholische Kirche. 
Von den städtischen Gebäuden ist das im Jahre 1554 erbaute Rathaus sehens- 
wert. Es trägt die Inschrift: „Halte Rat vor der That." Als Überrest jener alten 
Stadttürme ist der sogenannte Eulenturm sehenswert. Auf dem Wächterplatz 
befinden sich außerdem noch Überreste der alten Stadtmauer. Das Wappen der 
Stadt besteht in einem quergeteilten Schilde, oben rot, unten weiß, worauf Johannes 
der Täufer abgebildet ist, wie er mit der rechten Hand auf das in der linken ge- 
haltene Gotteslamm zeigt. 
Im Westen der Stadt liegt unweit der städtischen Wasserkunst der „Teufels- 
küchenberg". Von ihm erzählt die Sage: Hier hat einst ein prächtiges Schloß ge- 
standen. Da dasselbe von Gästen nie leer wurde, genügte dem Schloßherrn bald 
die Küche nicht mehr. Er wurde eins mit dem Teufel, daß diefer ihm bis zum, 
Hahnenschrei eine Küche bauen sollte, wofür er ihm seine Seele verschrieb. Allein 
der Teufel konnte bis zu der vereinbarten Stunde den Bau nicht fertig stellen und 
mußte deshalb auf die Seele des Schloßherrn verzichten. Aus Wut zertrümmerte er 
das Schloß. 
Die vielen auf dem Teufelsküchenberg gefundenen Steine, römische Münzen 
und Urnen lassen dies Feld als vorchristliche Begräbnisstätte erscheinen. 
Im Osten der Stadt liegen in der Bode „die fünf Steine", das sind große 
Steine, die in grauer Vorzeit durch starken Eisgang bei Hochwasser auf den Eis- 
schollen vom Harze dorthin geführt worden sind. 
3. Schönebeck, 14811 Einwohner. 
Schönebeck liegt nördlich von Calbe an der Elbe. Hier befindet sich 
die größte Saline des preußischen Staates. In Groß-Salze, südlich von 
Schönebeck, befinden sich die Solbrunnen, das Gradierwerk befindet sich bei 
Bad Elmen; das Siedewerk selbst ist in Schönebeck, wohin die gradierte Sole 
in unterirdischen Röhren geleitet wird. 
Schönebeck hat viele chemische Fabriken, eine Züudhütchen-, eine Stein- 
nußknopffabrik, mehrere Maschinen- und Düngemittelfabriken, eine Kokus- 
nußweberei und andere Fabriken. Die Stadt hat ein Realprogymnasium. 
An Stiftungen besitzt die Stadt das Thiemannsche Stift, das Frauenstift, 
das städtische Krankenhaus. 
Schönebeck ist in einer Zeit entstanden, wo noch der bei Zackmünde vorbei- 
fließende Bach seinen Lauf in der Elbniederung hier hatte. Der Name Sconebecke,
	        
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