Metadata: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

384 
und betete und ward sodann von zwei Löwen zerrissen und auf¬ 
gezehrt. Seine übrig gebliebenen Gebeine wurden gesammelt und 
in Antiochia begraben. 
Unter Kaiser Markus Aurelius wurden die Christen im 
südlichen Frankreich und Kleinasien heftig verfolgt. Das blinde 
Volk glaubte, daß die Christen schändliche Dinge begingen und 
ergötzte sich daher an den gräßlichen Martern, unter welchen die 
Christen ihr Leben verloren. Eine große Anzahl wurde gefoltert, 
verbrannt, geschunden, von wilden Thieren zerrissen. In Lyon 
wurde der 90jährige Bischof Pothinus so geschlagen, daß er nach 
zwei Tagen starb. In Smyrna ward der Bischof P o l y ka r p u s, 
90 Jahre alt, zum Feuertode verurtheilt und, weil er durch das 
Feuer nicht getödtet werden konnte, erstochen. Andere geißelte man 
so heftig, daß die Adern vom Fleische entblößt wurden. Nicht 
weniger schrecklich ging es in Rom zu, wo der christliche Weltweise 
Iustinus und viele Christen, welche den Götzen nicht opfern 
wollten, hingerichtet wurden. Am blutigsten war die Verfolgung 
derselben unter den Kaisern D e c i u s und D i o k l e t i a n. Decius 
erließ gleich bei seinem Regierungsantritte ein Gesetz, dem gemäß 
die Christen entweder den Göttern opfern oder mit dem Tode be¬ 
straft werden sollten. Es starben damals die Bischöfe von Rom, 
Antiochia und Jerusalem. Furchtbare Marterwerkzeuge gebrauchte 
man, um die Christen zum Abfalle zu bringen. Viele verläugneten 
Christuo unter den Qualen der Folter; aber nicht weniger groß ist 
die Zahl Derjenigen, welche Christus treu blieben. Diokletian 
war den Christen abgeneigt, hielt es aber für unklug, eine so mäch¬ 
tige Partei in seinem Reiche zu vernichten, welche die schrecklichsten 
Verfolgungen nicht ausrotten konnten. Bei einem öffentlichen Opfer, 
das er halten ließ, weigerten sich die Christen, Antheil zu nehmen. 
Da brach am 23. Februar 303 eine blutige Verfolgung aus. Ein 
kaiserlicher Befehl entsetzte alle Christen ihrer Ehren und Würden, 
gebot, alle Kirchen niederzureißen, die Kirchengüter in Staatsgut 
zu verwandeln und die heiligen Bücher zu verbrennen; die Christen 
sollten eingekerkert und, wenn sie nicht opferten, mit dem Tode be¬ 
straft werden. Feuer, welches in dem kaiserlichen Palaste aus¬ 
gebrochen war, reizte Diokletian noch mehr gegen die Christen an 
seinem Hofe auf, und viele starben einen schrecklichen Martertod. 
Unter Kaiser Konstantin wurde endlich den Christen völlige Reli¬ 
gionsfreiheit zu Theil. 
Konstantin der Große. 
Das römische Reich war durch die Unsittlichkeit der Kaiser 
und ihre steten Kämpfe mit den Christen im Innern zerrüttet und 
durch diese Schwäche auch an den Gränzen nicht stark genug, die 
andringenden Germanen im Norden und die Parther im Osten 
zurückzuhalten. Unter solchen traurigen Verhältnissen wurde Kon¬ 
stantin, nachmals der Große genannt, im Jahre 306 von seinen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.